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Wachstum gut, Stimmung schlecht

Andreas Becker24. Mai 2012

Die deutsche Wirtschaft ist Anfang 2012 kräftig gewachsen. Doch die Stimmung der Unternehmen hat sich wegen der Eurokrise deutlich verschlechtert.

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Containerhafen Hamburg (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent gewachsen, verglichen mit den letzten drei Monaten 2011. Das teilte das statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit und bestätigte damit vorläufige Angaben. Ende 2011 war die Wirtschaftsleistung noch um 0,2 Prozent geschrumpft - zum ersten Mal in drei Jahren.

"Positive Impulse kamen vor allem von den Exporten", schrieben die Statistiker. Im Vergleich zum Vorquartal legte die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen zwischen Januar und März 2012 um 1,7 Prozent zu. Die Importe blieben dagegen fast unverändert.

Weniger Investitionen

Die Signale aus dem Inland waren dagegen gemischt. Zwar wuchsen die privaten Konsumausgaben um 0,4 Prozent und staatliche Ausgaben um 0,2 Prozent. Investitionen gingen dagegen zurück. In Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte oder Fahrzeuge wurde 0,8 Prozent weniger investiert, in Gebäude sogar 1,3 Prozent weniger als im Vorquartal. Unterm Strich ging der Inlandsbeitrag zur Wirtschaftsleistung damit um 0,3 Prozent zurück.

Hausbau (Foto: Fotolia/pics)
Investitionen in Gebäude waren rückläufigBild: Fotolia/pics

Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres, also Januar bis März 2011, legte das BIP um 1,7 Prozent zu. "Jahresvergleiche derselben Quartale sind robuster, allerdings läuft man damit der Konjunkturentwicklung immer etwas hinterher", sagt Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen gegenüber DW.

"Mit Vergleichen zum Vorquartal ist man näher am Puls der Konjunktur. Die Krux dabei ist allerdings, dass solche Vergleiche immer das Ergebnis eines mathematischen Modells sind", so Wirtschaftsforscher Döhrn. Denn um Quartale aus unterschiedlichen Jahreszeiten miteinander vergleichen zu können, müssen die Statistiker saisonale Einflüsse herausrechnen. Dazu gehören etwa Feiertage, das Weihnachtsgeschäft oder das Wetter. Je nach statistischer Methode kann es dabei zu Ungenauigkeiten kommen.

Stimmung in der Wirtschaft schlechter

So gut die aktuelle Konjunkturentwicklung ist, sie belegt erneut die große Bedeutung des Exports für die deutsche Wirtschaft. Neue Zahlen des Münchner ifo-Instituts vom Donnerstag zeigen, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai wegen der Schuldenkrise in Europa deutlich verschlechtert hat. Das Institut befragt regelmäßig 7000 Unternehmen in Deutschland und erstellt daraus den ifo-Geschäftsklimaindex, der als wichtigster Gradmesser für die Konjunktur gilt.

Hans-Werner Sinn, Praesident des ifo Instituts fuer Wirtschaftsforschung (Foto: AP)
ifo-Chef Hans-Werner SinnBild: AP

Der ifo-Index ist im Mai erstmals seit sechs Monaten wieder gefallen. Die befragten Firmen beurteilten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Aussichten im kommenden Halbjahr deutlich schlechter als noch im April. Das liege an der "gestiegenen Unsicherheit im Euroraum", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag.

Die eingetrübte Stimmung wirkt sich auch auf die Personalplanung aus. "Die Beschäftigtenpläne sind erstmals seit Monaten mehrheitlich defensiv ausgerichtet", sagte Sinn. Mit anderen Worten: Die meisten der befragten Firmen stellen keine neuen Beschäftigten ein.