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Politik

Wachsender Antisemitismus in den USA

28. Februar 2017

Jüdische Einrichtungen in den USA werden bedroht, jüdische Friedhöfe geschändet. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mehren sich antisemitische und fremdenfeindliche Vorfälle. Miodrag Soric aus Washington.

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USA Philadelphia - Jüdischer Friedhof geschändet
Bild: Reuters/T. Mihalek

"Es geht doch gar nicht darum, ob Donald Trump ein Antisemit ist oder nicht; es geht darum, dass er mit seinem Verhalten den Antisemitismus in den USA fördert", so Alan Elsner von der links-liberalen jüdischen Organisation "J- Street" beim  derzeitigen Jahrestreffen in Washington D.C. gegenüber der Deutschen Welle. Trump selbst weist regelmäßig jegliche Vorwürfe des Antisemitismus von sich und verweist auf seine Tochter. Ivanka Trump konvertierte zum jüdischen Glauben als sie ihren Ehemann Jared Kushner heiratete. Kushner ist orthodoxer Jude und arbeitet derzeit als Berater des Präsidenten im Weißen Haus.

Trump habe viel zu lange gewartet, um die steigende Anzahl antisemitischer Vorfälle zu verurteilen, so Elsner. Ähnlich argumentiert Jack Rosen, Vorsitzender des American Jewish Congress (AJCongress) in New York. "Viele hätten sich gewünscht, dass der Präsident früher klare Worte zu den Vorfällen gefunden hätte."

Erst in der Nacht zum vergangenen Sonntag (26.2.) wurden bis zu hundert Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof "Mount Carmel" in Philadelphia umgestoßen. Die Polizei tappt noch im Dunkeln. Auch die Täter, die vor zwei Wochen den Friedhof in Saint Louis, Missouri, geschändet haben, wurden von den Sicherheitskräften noch nicht ausfindig gemacht.

Die Rabbinerin Deborah Waxman beklagt die Schändung des Friedhofs in ihrer Heimatstadt Philadelphia: "Wir alle sind zutiefst geschockt von diesem Angriff auf unsere Gemeinde." Wahrscheinlich seien auch die Gräber ihrer Familie beschädigt worden.

In den letzten zwei Monaten registrierten die amerikanischen Behörden über 90 telefonische Bombendrohungen gegen jüdische Einrichtungen. Verstärkt kommt es zu antisemitischen Grafittis in amerikanischen Innenstädten. An Universitäten machen rechte Gruppierungen Stimmung gegen jüdische Kommilitonen.

Alan Elsner sieht eine Verbindung zwischen dem neuen Selbstbewusstsein rechtsextremer Bewegungen und der Präsidentschaft von Donald Trump: "Antisemitische Gruppierungen bekommen durch das politische Handeln von Präsident Trump neuen Aufwind", meint er. Sie fühlten sich auch bestärkt durch den neuen Chefberater des Präsidenten, Steve Bannon, der einst das rechtsextreme Internetportal "Breitbart" leitete.

Der neue Fanatismus in den USA müsse stärker als bisher bekämpft werden, verbreitet die amerikanische Anti-Defamation  League (ADL) über Twitter. Die Organisation tritt gegen die Diskriminierung von Juden in den Vereinigten Staaten ein und hat eine Belohnung  von 10.000 Dollar auf die Ergreifung der Täter in Philadelphia ausgesetzt.

Bei diesem Vorfall geht es aber nicht nur um Angriffe auf Juden, sondern auf Minderheiten in allen Bundestaaten. Experten wie Jack Rosen und Alan Elsner verweisen auf die angespannte Situation im ganzen Land. Nicht nur amerikanische Juden seien betroffen, sondern auch Vertreter anderer Minderheiten wie Muslime oder Einwanderer aus Lateinamerika.