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Wüsten auch im Westen

Elena Ern17. Juni 2004

UN-Wüstensekretariat - eigentlich ein schöner Name für eine Einrichtung, die sich mit einem ernsthaften Problem beschäftigt: der Wüstenbildung. Die trifft mittlerweile auch Staaten wie die USA, Japan oder China.

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Kampf der Wüstenbildung: Steinmäuerchen sollen den Regen festhaltenBild: Tania Krämer

Das UN-Wüstensekretariat hat seinen Sitz in Bonn - dort findet auch die Klimakonferenz statt (noch bis 25. Juni 2004). Hier wird darüber debattiert, wie man die Ausbreitung von Wüsten eindämmen könnte. Besonders heute (17.6.04), am Welttag gegen die Wüstenbildung. Die Mitarbeiter des Sekretariats kümmern sich um die Umsetzung eines "Übereinkommens zur Bekämpfung der Bildung von Wüsten".

Je weniger Geld, desto größer die Gefahr

Eigentlich ist die Wüste ja ein vitaler Lebensraum. Für den Menschen wird sie jedoch zum Problem, wenn sie dort entsteht, wo sie nicht hingehört: Wenn einst fruchtbare Landschaften austrocknen, der Boden knapp wird und es an Wasser fehlt, spricht man von Wüstenbildung. Vielen Menschen wird die Lebensgrundlage entzogen. Doch der Mensch selbst ist Hauptverursacher von Wüstenbildung - durch Abholzung, Überweidung und falsche Bewässerung.

Unerwünschte Wüsten entstehen dort, wo die Menschen besonders arm sind, erklärt Hama Arba Diallo, Leiter des UN-Wüstensekretariats. Doch gerade diese Regionen erhielten wenig Unterstützung: "In Afrika leben 70 Prozent aller Armen in ländlichen Gebieten. Doch man muss sich mal anschauen, wo Gelder für Entwicklungshilfe hinfließen." Nur ohne mehr Investitionen könnten sich die Lebensbedingungen dort nie zum Besseren ändern, sagt Diallo: "Eine Möglichkeit, der Bevölkerung dort zu helfen ist, die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern." Das Wüstensekretariat sieht seine Hauptaufgabe darin, den Ländern bei der Umsetzung nationaler Aktionsprogramme zu helfen. Denn ohne Beteiligung der Bevölkerung hätten Hilfsmaßnahmen wenig Sinn, betont Diallo.

Ödland entsteht weltweit

Die Wüstenkonvention ist ein Kind der UN-Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992. Sie kam 1994 zustande und trat zwei Jahre später in Kraft. Inzwischen haben über 180 Staaten den Vertrag unterzeichnet. Am stärksten von der Wüstenbildung betroffen ist Afrika. Aber auch

Lateinamerika und Asien hätten mit der zunehmenden Verwüstung zu kämpfen, berichtet Diallo. "Sandsstürme in China sind ein großes Problem." Heute leide das ganze Land drei bis vier Mal im Jahr unter Sandstürmen. Die chinesische Regierung kämpfe aber gegen den Verlust von Ackerland, gegen Abholzung und Sanddünenbewegung in West-China - mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft.

Mensch macht Wüsten selbst - durch Klimawandel

Mit innovativen Kochgeräten wird versucht wertvolles Brennholz zu sparen
Kochen mit Sonnenenergie - das spart Brennholz; Bäume bleiben stehen und halten die Wüstenbildung aufBild: Arsenijevic

Im Westen wird Wüstenbildung nur selten als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen. Aber Wüste entsteht nicht nur dort, wo abgeholzt wird, um Brennholz zu gewinnen oder Weiden für das Vieh zu schaffen. Wüstenbildung ist auch eine Folge des Klimawandels durch zunehmende Umweltverschmutzung. Gleichzeitig beschleunigt Wüstenbildung die Klimaerwärmung. Ein Teufelskreis. Die Hände in Unschuld waschen können die Industrieländer da sicher nicht.

Wenn den Menschen in Asien oder Afrika durch Wüstenbildung die Lebensgrundlage entzogen wird, wirke sich das direkt im Westen aus, betont Hama Arba Diallo: "Wenn sich die wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen verschlechtern, flüchten die Menschen" - zuerst in die nächste Großstadt, dann in die Nachbarländer, dann nach Europa. "Europa ist die letzte Möglichkeit", erklärt Diallo. "Die Menschen riskieren dann alles, nur um die Meerenge von Gibraltar zu überqueren."