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Völkerverständigung in Versform

19. März 2009

Menschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe - um diese zentralen Werte geht es Sheik Muslehuddin Sadi Shirazi. Deutsche-Welle-Redakteur Majed Malek über den großen persisch-sprachigen Dichter und eins seiner Werke.

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Eine Seite bunt und schön / Aus dem edlen Trank des Geistes

Schlagen soll sie Viadukte / Zu den Ufern eines Kreises

Ein Gedicht von Majed Malek, Redakteur der Dari & Paschtu-Redaktion der Deutschen Welle. Malek möchte eine Brücke, einen "Viadukt", schlagen zwischen den Kulturen der Welt. Der "Kreis" symbolisiert dabei den Erdball. Denn Lyrik könne Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft verbinden und kenne keine Ländergrenzen - das ist die Botschaft, die Malek transportieren will.

Buch persisch farsi Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi Des Adams Söhne
Sechszeiler aus der Feder von Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi

Hören Sie das Gedicht im Original!








Um genau diese Botschaft ging es vor Jahrhunderten bereits Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi. Der renommierte persisch-sprachige Dichterphilosoph ruft in seinen Werken zu Nächstenliebe und Solidarität auf. So auch in seinem Sechszeiler über die alttestamentarische Figur des Adam und seiner Familie. Darin vergleicht er die Söhne Adams mit einem menschlichen Körper. Jeder steht für ein Körperteil – funktioniert das Zusammenspiel, dann funktioniert auch der Körper; es geht ihm gut. Ist aber nur ein Arm oder Bein verletzt, gerät der ganze Organismus aus dem Gleichgewicht, letztendlich müssen sämtliche Körperteile mit darunter leiden.

Im persisch-dari-tadjikischen Sprachraum mit seinen rund 150 Millionen Menschen hat sich Sadi als tiefsinniger Denker und Lebensphilosoph einen Namen gemacht. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Bände "Blumengarten" (auch "Rosengarten" genannt), "Garten", "Fünf Foren" und "Ghazaliyat".

Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi - ein wegweisender Denker

Der persische Dichter Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi
Sheikh Muslehuddin Sadi Shirazi

Als Sadis Markenzeichen gelten seine Sprachgewalt und der prägnante Stil. So verwendet der Autor in seinen Versen beispielsweise immer wieder Allegorien und Metaphern. Und gerade durch diese bildliche Sprache gelingt es ihm, Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Bildung gleichermaßen anzusprechen. Sadi wurde um 1230 geboren und starb im Jahr 1312. Sein großes Anliegen – die Versöhnung der Völker über Landes- und Religionsgrenzen hinweg – aber lebte weiter. Nicht nur in Asien, sondern auch im fernen Europa. Unter anderem bei dem großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe:

So der Westen wie der Osten

Geben Reines dir zu kosten

Lass die Grillen, lass die Schale,

Setze dich zum grossen Mahle:

Mögst auch im Vorübergehn

Diese Schüssel nicht verschmähn.

Wer sich selbst und andre kennt,

Wird auch hiert erkennen:

Orient und Okzident

Sind nicht mehr zu trennen.

Majed Malek ist Redakteur der Dari & Paschtu-Redaktion der Deutschen Welle