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VW macht die LKW-Sparte börsenrein

16. April 2018

Seit langem wird darüber spekuliert, dass VW seine Nutzfahrzeugsparte an die Börse bringen will. Jetzt bestätigt der Spartenchef diese Spekulationen, schränkt aber ein, der Zeitpunkt der Entscheidung bleibe offen.

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Logo des LKW-Herstellers MAN
Bild: MAN AG

Die Vorbereitungen für einen Börsengang laufen auf Hochtouren, dennoch will sich die Lkw-Sparte von VW nicht auf einen solchen Schritt festlegen. In den nächsten zwölf Monaten solle die Kapitalmarktfähigkeit hergestellt werden, sagte Truck-Chef Andreas Renschler am Montag in München. "Das heißt nicht automatisch, dass ein Börsengang folgt. Der Eigentümer muss entscheiden." Einen Zeitpunkt nannte er nicht.

Erwartet wird, dass VW Truck & Bus im Startquartal 2019 an die Börse geht. Es gehöre "noch viel Arbeit dazu", sagte Renschler. "Das ist ein Riesending, das wir uns da vorgenommen haben." Ziel sei, bis Mitte der nächsten Dekade aus VW Truck & Bus einen globalen Champion zu formen. Dazu denkt der Konzern auch über eine Komplettübernahme des US-Herstellers Navistar nach.

Die Zahlen müssen erst "aufbereitet" werden

Über einen Börsengang der VW-Sparte, zu der unter anderem die Lkw- und Busbauer MAN und Scania sowie das Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien gehören, wird seit langem spekuliert. Vergangene Woche hatte der Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns einen ersten wichtigen Schritt für den Weg an die Börse beschlossen: die Umwandlung der VW Truck & Bus GmbH in eine Aktiengesellschaft.

Wie Renschler ausführte, arbeiten derzeit rund 150 Menschen daran, die Kapitalmarktfähigkeit der Sparte herzustellen. Dazu gehöre etwa ein entsprechend aufbereitetes Zahlenwerk. Ob das Unternehmen tatsächlich 2019 an die Börse gehe, wisse er nicht. Man müsse auch die Situation am Markt abwarten. Unter Zeitdruck sei dies nicht zu entscheiden.

Trucks ziehen nach München um - mit neuem Navi?

Klar ist nach Renschlers Angaben bereits, welche Teile bei einem Börsengang nicht dabei sein werden: die MAN-Sparte Diesel & Turbo und der Getriebehersteller Renk. Diese passten nicht zu der kapitalmarktfähigen Firma. Man müsse "gemeinsam mit Volkswagen" eine Lösung finden. Auch die MAN SE, die einstige Dachgesellschaft der Geschäftsfelder Nutzfahrzeuge und Diesel & Turbo, soll demnach zurück an VW gehen.

Die Struktur sei komplex, räumte Renschler ein. "Das sind für uns keine unüberbrückbaren Hindernisse." Der Sitz des Truckkonzerns werde innerhalb eines Jahres von Braunschweig nach München verlegt.

Auf dem Weg zu einem international führenden Nutzfahrzeuganbieter will VW zudem die Zusammenarbeit mit bestehenden Partnern ausbauen. Ein Übernahmeangebot für den US-Hersteller Navistar würde "irgendwann einmal" Sinn ergeben, sagte Spartenfinanzchef Matthias Gründler. Die dafür nötige Summe von drei bis vier Milliarden Euro wäre ihm zufolge auch ohne Mittel aus einem Börsengang aufzubringen. Derzeit hält VW Truck 16,9 Prozent an Navistar. Gründler führte aus, nach dem geltenden US-Recht wäre ab einem Anteil von 17 Prozent ein Übernahmeangebot fällig. Renschler bekräftigte zudem, MAN werde die Zusammenarbeit mit seinem chinesischen Partner Sinotruk vertiefen. Wie das geschehen soll, sagte er nicht.

Bleibt der Boss - oder geht er?

Mit Hilfe einer breiteren internationalen Aufstellung und mehr Einspareffekten innerhalb des Truck-Konzerns soll die Rendite gesteigert werden. 2017 erzielte die VW-Tochter eine Marge von 6,9 Prozent mehr als Daimlers Trucksparte mit 6,7 Prozent. Gründler sagte, das Ziel von neun Prozent solle bis Mitte der nächsten Dekade erreicht werden. Für 2019 wünsche er sich einen Wert über acht Prozent.

Mit Blick auf einen Börsengang sagte Renschler weiter: "Volkswagen will nicht die Mehrheit loswerden - das ist ok." Auf die Frage nach Details zu Anteilsverkäufen antwortete er: "Da ist nichts vorbereitet. Andernfalls könnte ich morgen gehen."

Die Frage nach seinen persönlichen Zukunftsplänen ließ der Manager, der Ende März 60 Jahre alt geworden ist, offen - und zeigte stattdessen ein Handyfoto seiner kleinen Tochter.