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Diesel-Skandal: VW erwartet Schlimmes

6. Oktober 2015

Wieder trifft sich in Wolfsburg der VW-Aufsichtsrat. Der Konzern soll den Behörden erklären, wie es nach dem Betrug weitergeht. Derweil kommt der neue VW-Chef aus der Deckung - und stellt die Fußball-Millionen infrage.

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Der neue VW-Chef Matthias Müller
Bild: picture-alliance/dpa/v. Erichsen

Bis zum Abend soll Volkswagen dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg einen verbindlichen Zeitplan vorlegen, bis wann die betroffenen Fahrzeuge auch ohne Manipulations-Software die Abgas-Verordnung einhalten können. Die Milliardenschäden durch den Abgas-Skandal drohen zentrale Investitionspläne bei Volkswagen zu kippen und werden zu einer immer größeren Belastungsprobe für den Konzern. "Unser Ergebnis und die bisherige Finanzplanung kommen massiv unter Druck", sagte der neue Vorstandschef Matthias Müller (Artikelbild) - laut dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Redemanuskript - bei einer Betriebsversammlung im VW-Stammwerk Wolfsburg. Um die Zusatzkosten etwa bei der Nachrüstung von vielen der rund elf Millionen betroffenen Dieselautos stemmen zu können, hatte das Unternehmen bereits Rückstellungen von 6,5 Milliarden Euro gebildet.

Rückruf im Januar

"Sicher ist: Die Belastungen werden groß sein. Möglicherweise sehr groß", erklärte Müller bei der nicht-öffentlichen Veranstaltung in Wolfsburg. Die Nachbesserung der betroffenen Autos soll Anfang des kommenden Jahres beginnen und kann sich lange Zeit hinziehen. "Wenn alles läuft wie geplant, können wir im Januar den Rückruf starten", sagte Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Und: "Bis Ende 2016 sollen dann alle Autos in Ordnung sein." VW müsse die Lösung auf jedes Modell abstimmen und die notwendigen Teile bestellen.

Für die meisten Motoren genüge ein Update der Software. Manche Fahrzeuge aber könnten neue Injektoren und Katalysatoren brauchen. Müller sagte der F.A.Z. außerdem, nach seinem heutigen Kenntnisstand seien an der Abgas-Manipulation "nur wenige Mitarbeiter" beteiligt gewesen. "Aber genau werden wir das natürlich erst wissen, wenn in einigen Wochen die Ergebnisse der internen und externen Untersuchung vorliegen." Vier Mitarbeiter seien bisher beurlaubt worden, davon drei Vorstände. Im Zuge des Skandals war außerdem Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten.

Mitte September war bekanntgeworden, dass Volkswagen bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen mit einer speziellen Software die Abgaswerte bei Testverfahren nach unten gedrückt hat. Etwa acht Millionen der betroffenen Wagen sind laut VW in den Ländern der Europäischen Union zugelassen, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Auf der Betriebsversammlung erklärte Müller mit Blick auf die Kosten und etwaige Schadensersatz-Forderungen, alle geplanten Investitionen würden nun noch einmal geprüft. "Was jetzt nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben", so der neue Konzernchef.

Dem Manuskript zufolge stellte Müller die 600.000 Mitarbeiter weltweit auf schwierige Zeiten ein: "Ich bin ganz offen zu Ihnen: Das alles wird nicht ohne Schmerzen gehen. Das ist klar." Mit Blick auf die Arbeitsplätze betonte er: "Wir wissen heute zwar noch nicht, welche Auswirkungen die Krise haben wird. Aber wir werden dafür kämpfen, sie so gering wie möglich zu halten. Und wir werden alles tun, um die Beschäftigung im Unternehmen zu halten."

Spürbare Auswirkungen könnbte es hingegen beim Tochterunternehmen VfL Wolfsburg geben. In dem F.A.Z.-Interview erklärt der VW-Chef Müller: "Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen." Der VfL erhält von VW jährlich Zuwendungen im hohen zweistelligen Millionenbereich. Unter Vorgänger Winterkorn hatte Volkswagen die Bühne Fußball als Marketinginstrument entdeckt. Der Bundesligist VfL Wolfsburg wurde zur hundertprozentigen Konzernbeteiligung. Zudem ist VW über die Tochter Audi am FC Bayern München und dem FC Ingolstadt beteiligt. VW engagiert sich auch als Sponsor des DFB-Pokales und von insgesamt 16 Proficlubs in Deutschland. Der Sportchef der "Wölfe" versucht sich zunächst mit einer Beruhigung: "Es gibt keinen Grund, sich jetzt Sorgen zu machen", sagte Klaus Allofs der Deutschen Presse-Agentur. Zu dem Zeitpunkt war das Interview des neuen starken Mannes bei VW allerdings noch nicht bekannt.

DFL-Supercup VfL Wolfsburg - FC Bayern München Max Kruse
Das VW-Logo auf der Brust, noch: Max Kruse im Wolfsburger TrikotBild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

ml/stu (dpa,rtr,afp)