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Vor zehn Jahren: Der Wettskandal um Hoyzer

Jan-Hendrik Raffler21. Januar 2015

Am 22. Januar 2005 erschüttert der Wett- und Manipulationsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer den Profifußball. Wiederholung undenkbar? Nein, sagen einige Experten.

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Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer und der frühere HSV-Spieler Sergej Barbarez beim DFB-Pokalspiel SC Paderborn - Hamburger SV am 21. August 2004 (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Mittlerweile ist es ruhiger geworden um Skandal-Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer. Die bisher letzten Schlagzeilen schrieb er vor knapp neun Monaten. Sein Engagement als Technischer Direktor beim Regionalligisten Berliner AK war den meisten Medien allerdings bestenfalls eine kleine Meldung wert. Vor zehn Jahren füllte Hoyzer dagegen ganze Zeitungsseiten und TV-Sondersendungen.

"Getrieben von Oberflächlichkeit, persönlicher Unreife, dem Streben nach Ansehen, Schönheit, Geld, Lifestyle und Autos fliegt dir dein eigenes Leben irgendwann um die Ohren", nennt Hoyzer in der "Sport Bild" die Gründe für seine Manipulation, die den deutschen Fußball monatelang in seinen Grundfesten erschütterte und dessen Drahtzieher bis vor wenigen Monaten noch vor Gericht standen. "Ich habe meine Lektionen bekommen - Ende", so Hoyzer heute.

"Das waren schwere Zeiten"

Früherer HSV-Spieler Emile Mpenza
Wurde zu Unrecht vom Platz gestellt: Emile Mpenza.Bild: dpa

Am 22. Januar 2005 gab der DFB bekannt, dass der Kontrollausschuss gegen den damals 25 Jahre alten Referee ermittelte. Kurze Zeit später kam heraus, dass Hoyzer mehrere Zweitligapartien sowie das Pokalspiel zwischen dem damaligen Drittligisten SC Paderborn und dem Bundesligisten Hamburger SV (Endergebnis 4:2 für Paderborn) manipuliert hatte. Für den früheren Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses Volker Roth brach eine Welt zusammen: "Als dann alles rauskam - das war wirklich heftig. Da habe ich an Gott und der Welt gezweifelt. Das waren schwere Zeiten." Am 17. November desselben Jahres wurde Hoyzer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Am Ende saß er wegen Beihilfe zum Betrug dank guter Führung 14 Monate hinter Gittern.

Der DFB und die Justiz ermittelten in der Folge auf Hochtouren. Es gab Hausdurchsuchungen, drei Wettpaten wurden verhaftet. Spieler gaben zu, Geld angenommen zu haben. Manipulierte Partien mussten wiederholt werden, der HSV erhielt zwei Millionen Euro vom DFB als Entschädigung für das verschobene Pokalspiel. Zudem wurde ein Wettverbot für alle in den Fußball involvierten Personen ausgesprochen.

"Keine hundertprozentige Garantie"

Früherer Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses Volker Roth (Foto: dpa)
War erschüttert über den Skandal: Ex-Schiedsrichter-Chef Volker RothBild: picture-alliance/dpa/F. May

Dass sich die Geschichte wiederholen könnte, glaubt der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger aber nicht. "Ich kann mit nicht vorstellen, dass ein Schiedsrichter so etwas tut, der es so weit gebracht hat", sagte Zwanziger der "Bild"-Zeitung: "Die Strafe für Hoyzer war sehr abschreckend." Lutz Michael Fröhlich sieht das anders: "Ich habe großes Vertrauen in unsere Schiedsrichter, aber eine hundertprozentige Garantie kann ich nicht geben", betonte der Referee-Abteilungsleiter des DFB. "Auch Hoyzer hatte ich das nicht zugetraut." Ähnlich sieht es der damalige Schiedsrichter-Chef Volker Roth: "Bei allen Schutzmechanismen, die wir mittlerweile haben: Man kann schlussendlich nicht in die Köpfe der Menschen schauen."

Als verspätete Reaktion führten der DFB, die Europäische Fußball-Union (UEFA) und auch der Weltverband FIFA verschiedene Frühwarnsysteme für Spielmanipulationen ein. Der Erfolg dieser Systeme steht allerdings bis heute in Frage. Meldungen über Manipulationen rund um den Erdball sind nach wie vor an der Tagesordnung - auch ohne das Mitwirken Hoyzers.