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Vor der WM: Diskussion um Sicherheit am Kap

2. April 2010

Südafrikas Armee hat die Kontrollen an den Grenzen übernommen. Damit werden freie Kapazitäten für die Polizei geschaffen, die verstärkt Verbrechen bekämpfen soll. Ist das Land gut gerüstet für die Fußball-WM?

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Ein Blick auf das Fußballstadion von Johannesburg von einem Zuschauerplatz aus (Foto: AP)
WM-Anpfiff ist am 11. Juni, doch Sicherheitsfragen sind nach wie vor ungeklärtBild: AP

Wichtige innenpolitische Fragen sollten noch vor Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft am 11. Juni 2010 gelöst werden, so die Planungen der südafrikanischen Regierung. "Wir wollen keine Demonstrationen oder Gewalt, besonders nicht, wenn das ganze Land sich darum bemühen sollte, bester WM-Gastgeber aller Zeiten zu sein", erklärte Regierungssprecher Themba Maseko. Möglichst viele Konflikte sollten aus diesem Grund noch vor der WM ausgeräumt sein. Damit sich die Polizei intensiver der Verbrechensbekämpfung widmen könne, seien zudem bis zum Abschluss der Weltmeisterschaft Entlassungen aus dem Militärdienst auf Eis gelegt, kündigte Armee-Chef Leutnant General Solly Shoke an.

Verunsicherung nach Krawallmeldungen

Jugendliche Demonstranten auf der Straße machen ihrem Ärger Luft, während Polizisten versuchen, die Lage unter Kontrolle zu bringen (Foto: AP)
März 2010: Demonstrationen in Soweto gegen die RegierungBild: AP

Im vergangenen Jahr hatten gewalttätige Auseinandersetzungen in Südafrika eine Diskussion über die Sicherheit bei der WM ausgelöst. Und erst vor kurzem - hundert Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft - war es in mehreren Vororten von Johannesburg zu Protesten gekommen. Die Demonstranten wollten so den Druck auf die Regierungspartei ANC erhöhen, die seit langem versprochenen Verbesserungen in der Infrastruktur sowie dem Gesundheits- und Bildungswesen endlich in die Tat umzusetzen.

Auch der Anschlag auf den Mannschaftsbus der togolesischen Nationalmannschaft im Januar kurz vor Beginn des Afrika-Cups in Angola hatte die Fußballwelt schockiert und erneut die Frage nach der Sicherheit für die Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent aufgeworfen. Otto Pfister, bereits Trainer zahlreicher afrikanischer Fußballmannschaften, zeigt sich jedoch zuversichtlich. Er glaube an einen friedlichen Verlauf der Weltmeisterschaft, so der gebürtige Kölner. Die Südafrikaner seien "sehr stolz" und würden die WM ohne Probleme über die Bühne bringen, so der ehemalige Nationaltrainer Kameruns weiter. Dafür werde nicht zuletzt der Weltverband FIFA sorgen.

Jacob Zuma (Foto: dpa)
Umstritten: Jacob ZumaBild: picture-alliance/ dpa

Erschreckende Entwicklung seit Zuma

Auch Südafrikas Deutschland-Botschafter Eddie Funde wehrt sich gegen Kritik: "Wenn man den jetzigen Stand mit den Verhältnissen aus der Zeit vor der Demokratisierung in den 1990er Jahren vergleicht, haben wir viel erreicht", erklärte Funde während einer Diskussionsrunde zur Lage im Land am Kap. Dagegen zeichnet Julia Weber von der Konrad-Adenauer-Stiftung ein düsteres Bild Südafrikas. Die Arbeitslosenquote sei rapide angewachsen und die Wirtschaft Südafrikas stecke in der Rezension. Seit Amtsantritt des Präsidenten Jacob Zuma im vergangenen Mai sei die Entwicklung des Landes besonders erschreckend, resümiert Weber weiter. "Der Präsident macht mehr durch private Eskapaden als durch gutes Krisenmanagement auf sich aufmerksam." So sei die Korruption in Südafrika allgegenwärtig und durchdringe vor allem das Bildungs- und Justizsystem.

Kursierende Mordlisten

Für Verunsicherung sorgt seit vergangener Woche zudem die Nachricht einer kursierenden Mordliste. Darauf sollen hochrangige Politiker, die in Verbindung mit dem WM-Austragungsort Nelspruit stehen sollen, zur Tötung ausgeschrieben sein. Erst im Februar 2010 hatte ein Auftragsmörder einen Politiker der Regierungspartei ANC beschuldigt, ihm umgerechnet 10.000 Euro für die Vergiftung von mehreren Personen angeboten zu haben. Diese hätten die Teilnahme des Politikers an Ausschreibungen im Rahmen der Fußball-WM verhindert.

Autorin: Stephanie Gebert (sid, dpa)

Redaktion: Katrin Ogunsade