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Von Musik- zu Banknoten

Julia Elvers13. Januar 2004

Eigentlich wollte Greenspan Musiker werden. Nach zweijährigem Musikstudium ging er als Klarinettist und Saxophonist auf Tournee. Dann wechselte er das Fach, um seiner anderen großen Leidenschaft nachzugehen: den Zahlen.

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US-Notenbankchef Alan Greenspan hängt an der MachtBild: AP

Nach einem abgebrochenen Musikstudium widmete sich Greenspan dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der New York University und an der Columbia-Universität. Anfang der 50er Jahre ließ er sich in Manhattan als Finanzberater nieder und gründete dort 1953 eine eigene Beratungsfirma, die bald sehr erfolgreich lief. Außerdem war er als Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der New York University tätig.

Republikanischer Präsidentschafts-Berater

Dann wählte sich Greenspan ein weiteres Tätigkeitsfeld: die Politik. 1967 unterstützte er den Republikaner Richard Nixon im Präsidentschaftswahlkampf. Nach dessen Wahl stand er dem Präsidenten in verschiedenen Gremien als Berater zur Verfügung, ebenso wie Nixons Nachfolger Gerald Ford.

Mit Amtsantritt des demokratischen Präsidenten Jimmy Carter nahm Greenspan 1977 wieder die Arbeit in seiner Beratungsfirma auf, ohne jedoch die Kontakte nach Washington zu verlieren. 1980 machte er sich erneut für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ronald Reagan stark. Von 1981 bis 1983 war er auf Wunsch des Weißen Hauses Vorsitzender einer überparteilichen Nationalen Kommission zur reform der Soziaversicherung, deren Kompromiss 1983 Gesetz wurde.

17 Jahre Notenbankchef und kein Ende

1987 wurde Greenspan neuer Vorsitzender des Federal Reserve Board, der amerikansichen Zentralbank. Als Notenbank-Chef gewann Greenspan schnell internationales Renomee. Er verstand es, die internationalen Märkte subtil zu beeinflussen. Greenspans Amtsperiode wurde vom US-Senat bisher insgesamt drei Mal verlängert: 1991 unter Präsident George Bush, 1996 und im Jahre 2000 unter Präsident Bill Clinton.

Der Vorsitzende des Bankenausschusses, Phil Gramm, rühmte ihn als "größten Notenbanker aller Zeiten", und von der englischen Königin Elisabeth II. wurde Greenspan 2002 zum Ritter geschlagen.

Doch inzwischen scheint sein Ruhm zu verblassen - seine Reden werden von Bankern nicht mehr mit Spannung erwartet. Analysten meinen, Greenspan habe den Zenit seiner Karriere mit dem Einbruch der US-Konjunktur Ende 2000 überschritten. Trotz immer unverhohlenerer Kritik denkt der 77-Jährige nicht ans Aufhören. Im April 2003 bot US-Präsident George W. Bush ihm eine weitere Amtszeit an - Greenspan sagte zu.