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Krupp-Stahl und 'Glückliche Wolken'

Wolfgang van Kann31. März 2008

Mit der Ankunft des Olympischen Feuers in Peking startete der 17. Fackellauf in der Geschichte der modernen Olympischen Spiele. Ein Rückblick.

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Mit der Entzündung des Olympischen Feuers am Ostermontag und vor allem mit der Ankunft in Peking startete der 17 Fackellauf in der Geschichte der modernen Olympischen Spiele.
Fackelläufer Liu Xiang hält die Olympische Fackel während der Olympischen ZeremonieBild: AP

Mit insgesamt 137.000 Kilometern und nicht weniger als 21.880 Läufern wird der Lauf vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking der längste aller Fackelläufe sein. In 130 Tagen wird das Feuer durch 21 Länder getragen. Deutschland ist diesmal nicht dabei. Ein Novum ist die Trennung des Fackellaufs. Mit einer zweiten Fackel soll das Olympische Feuer im Juni auch auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt, getragen werden.

Erstmals bei den Nazis

Der Fackellauf gehörte nicht immer zu den Olympischen Spielen. Er ist erst 1936 bei den Spielen in Berlin entstanden. Erfunden hat ihn der Generalsekretär der Spiele von 1936, Carl Diem. Die Fackel wurde vor den Propaganda-Spielen der Nazis in 13 Tagen über 3187 Kilometer getragen. Den kürzesten Fackellauf erlebte man allerdings 1976 in Montreal mit nur 775 Kilometern in fünf Tagen. Bei Winterspielen nahm Oslo 1952 den Fackellauf erstmals mit ins Programm.

Symbolisch soll mit dem Fackellauf der Olympische Gedanke in die Welt getragen werden. Das spiegelt sich auch im Motto "Entfache die Leidenschaft, teile den Traum" wieder. Die Chinesen betiteln den diesjährigen Fackellauf zudem noch als "Reise der Harmonie" – was freilich im krassen Gegensatz zu den Protesten steht.

Natürlich in Rot

Seit jeher dient der Fackellauf und auch die Fackel selbst der Selbstdarstellung des Gastgebers der Olympischen Spiele. Jedes Land entwickelt seine eigene Fackel. 1936 war sie bei den Nazis natürlich aus Krupp-Stahl. Die diesmal benutzte Fackel ist aus Aluminium und in den Farben Rot und Silber gehalten – rot als traditionelle chinesische Farbe und silber als Symbol für die Moderne. Sie hat die Form einer Schriftrolle und ist mit einem traditionellen chinesischen Muster bedruckt, das "Glückliche Wolken" heißt und Glück und Harmonie spenden soll.

Route der olympischen Fackel innerhalb Cinas
Route der olympischen Fackel innerhalb ChinasBild: Beigin Organizing Committee for the Games of the XXIX Olympiad

Wie der Sport allgemein und auch die Olympischen Spiele, so konnte sich auch der Fackellauf modernen, wenn auch nicht immer positiven Entwicklungen nicht entziehen. So hat die Fackel heutzutage natürlich längst nichts mehr mit einer natürlichen Fackel mit offenem Feuer zu tun. Sie ist ein hoch technisiertes Gerät, das mit Gas betrieben wird und dessen Flamme praktisch nicht verlöschen kann - für den Fall, dass dies doch einmal passiert, wird ständig in einem sicheren Gefäß eine weitere Flamme beim Lauf mitgeführt, um die Fackel jederzeit wieder neu entzünden zu können.

Auch dem Trend zum Kommerz konnte sich der Fackellauf nicht entziehen. Geplant und organisiert wird der Fackellauf zwar immer noch vom Olympischen Organisationskomitee, das in Absprache mit dem IOC und den betreffenden Ländern den Verlauf und die konkreten Stationen bestimmt, aber längst ist auch der Fackellauf ein gesponsertes Unternehmen. Und auch das Fernsehen nimmt seinen Einfluss, um den Fackellauf mit möglichst vielen interessanten Bildern präsentieren zu können.

Die Ehre zu laufen

Für viele Menschen ist es eine große Ehre, die Fackel tragen zu dürfen. Sie bewerben sich in der Regel zu Tausenden und werden unter den unterschiedlichsten Aspekten ausgewählt. Andere werden auch eingeladen, wie beispielsweise auch die drei Deutschen, die diesmal dabei sind. Im Juni wird IOC-Vizepräsident Thomas Bach die Fackel im Westen Chinas tragen, am 6. August trägt Klaus Schormann, Präsident des Internationalen Verbandes der Modernen Fünfkämpfer, die Fackel in Peking. In China selbst wurden sechs in China lebende Ausländer als Träger ausgewählt.