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Von Killern und Mordopfern

Priya Esselborn18. September 2003

Regisseur James Mangold sieht seinen neuen Horror-Thriller "Identität" als Experiment. Ob es gelungen ist oder nicht, diskutieren die Kritiker noch.

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"Identität"- der neue Horror-Thriller von James Mangold

Der 40-jährige amerikanische Regisseur James Mangold hasst nichts mehr, als in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Deshalb drehte er auch nach den beiden Dramen "Cop Land" (1997) und "Durchgeknallt" (1999) die Liebeskomödie "Kate & Leopold" (2002). Sein neuester Film ist der Horror-Thriller "Identität". "Es ist ein ganz klassischer Thriller, der aber trotzdem mit einigen gewagten Ideen aufwarten kann", sagt Mangold.

Am Anfang waren es zehn

Schauplatz der Geschichte ist ein heruntergekommenes Hotel mitten in der Wüste. Der Sturm peitscht unerbittlich dicke Regentropfen durch die tiefschwarze Nacht. An diesem trostlosen Ort, der ganz bewusst an Norman Bates Motel aus Hitchcocks "Psycho" erinnert, stranden zehn Menschen (u.a. John Cusack, Ray Liotta). Was zunächst ihre Rettung vor dem Umwetter zu sein scheint, entpuppt sich als tödliche Falle. Der mörderische Countdown beginnt schnell mit dem ersten Mordopfer - die "Zehn kleinen Negerlein" lassen grüßen.

Film: Identity, Cusack und Liotta, Fantasy Filmfestival 2003 in Berlin
IDENTITY, Horror / Mystery / Thriller / Crime, USA 2003, ca 90 Min, englische OV, Regie: James Mangold, Darsteller: John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet, Alfred Molina, Clea DuVall, Rebecca De MornayBild: Presse

Parallel dazu strickt Mangold den zweiten Handlungsstrang. Ein Psychiater (Alfred Molina) klingelt einen mürrischen Richter aus dem Bett, um in letzter Minute die Hinrichtung seines Patienten zu verhindern. Der Patient ist ein brutaler Massenmörder, der unter einer gespaltenen Persönlichkeit leidet. Der Zuschauer befindet sich nun in einem Metafilm, denn er muß die beiden Handlungsstränge zusammenführen. Nur so findet er den Schlüssel zur Lösung des Films und erkennt die wahre Identität der Personen.

Begeisterung bei der Crew

Nach dem Willen von Regisseur Mangold soll die Story des Filmes im Vordergrund stehen. Dennoch ist "Identität" aufgrund der grandiosen Besetzung vor allem eines: ein Ensemblefilm. Deshalb fand Schauspieler John Cusack ("High Fidelity") das Projekt auch so interessant. Cusack spielt den ehemaligen Polizisten Ed, der ein scheuer, introvertierter Typ ist. Die Rolle war eine echte Herausforderung für ihn, da er in der Vergangenheit oft extrovertierte Charaktere verkörperte. "Ich mußte in Identität alles über Gesten oder Blicke, also über nonverbale Kommunikationsmittel ausdrücken. Das war sehr spannend für mich", beschreibt Cusack seinen Part.

John Cusack und James Mangold
Actor John Cusack, left, and director James Mangold arrive to a screening of "Identity," at Grauman's Chinese Theatre, Wednesday, April, 23, 2003, in the Hollywood section of Los Angeles. Cusack stars in the film. (AP Photo/Filmmagic.com, Chris Polk)Bild: AP

Kritik in Amerika

Vielen amerikanischen Kritikern erschien es aber schleierhaft, warum Mangold für sein Horror-Debüt gerade Leinwandgrößen wie John Cusack, Ray Liotta oder Rebecca de Mornay wählte. "Ich wollte bei meinem ersten Horror-Film mit demselben Kaliber von Schauspielern arbeiten, wie in meinen Dramen zuvor", verteidigt Mangold seine Besetzung. "Das Horror-Genre scheint eher etwas für Teenager zu sein, daher drehen die Regisseure auch mit Teenagern. Wenn man aber mit erfahrenen Darstellern arbeitet, kann man plötzlich in Tiefen vordringen, die ansonsten nicht möglich gewesen wären." Nur so habe er im Film eine Diskussion über die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe führen können.

Zudem spielt Mangold in "Identität" mit gängigen Klischees des Horrorfilms wie bedrohlicher Musik, suggestiven Kamerabewegungen und gespenstischen Schatten. Kritiker bezeichneten daher die filmische Umsetzung des Stoffes als "plump". Von "gewagten neuen Ideeen" wie Mangold sie angekündigt hatte, keine Spur. Nur die Lösung des Rätsels sei überraschend, so die Kritiker, allerdings absolut unwahrscheinlich und ließe den Zuschauer daher unbefriedigt zurück.

"Identität" (Identity, USA 2003), Länge: 90 min Mit: John Cusack, Ray Liotta, Alfred Molina Regie: James Mangold