Händel auf CD
6. April 2009Sicher sind viele Händel-Aufnahmen, die in diesen Tagen auf den Markt gekommen sind, dem Gedenken an den 250. Todestag des Komponisten geschuldet, und nicht jeder Interpret ist mit Händel-Einspielungen gut beraten. Neben vielen interessanten CDs gibt es auch ein paar ausgesprochene Flopps.
Händel modern
Zu den Highlights gehören die CDs der Hildesheimer Pianistin Ragna Schirmer, die Halle, die Geburtstadt von Georg Friedrich Händel, zu ihrem Lebensmittelpunkt wählte. Auf dem Label Edel Classics hat sie erstmals Händels Tanzfolgen "Suites de Pièces pur le Clavecin" komplett aufgenommen, 16 Suiten, die sie als Improvisationsgrundlage benutzt und mit geschmackvollen eigenen Verzierungen versieht. Sie spielt auf einem modernen Flügel. Das Ergebnis: mehr als drei Stunden Musik, eine klingende Liebeserklärung an den Komponisten.
Händel historisch
Als Georg Friedrich Händel die italienische Oper nach England brachte und damit für Sensationen sorgte, setzte er vor allem auf die Ausstrahlung großer Sänger. Jetzt hat die Sopranistin Simone Kermes, die von der Kritik längst zur "Queen of Baroque" gekürt wurde, ebenfalls bei Edel Classics ihren Beitrag zum Händel-Jahr geleistet: mit Arien, die die großen Diven der Händel-Zeit berühmt gemacht haben. Sie musiziert zusammen mit den Spezialisten der Berliner Lautten Compagney, eine brillante Aufnahme.
Kein Treffer
Er wollte auf das Geschäft mit dem Händel-Jahr ebenfalls nicht verzichten: Rolando Villazon, der Star-Tenor des 21. Jahrhunderts, ist alles andere als ein Alte-Musik-Kenner. Mit enormen Werbeaufwand wurde sein Händel-Debut vermarktet. Das Ergebnis ist ernüchternd. Mal wildert er im Kastraten-Fach, mal im Sopran-Fach. Das Ganze wirkt matt und angestrengt. Hier - in der Barockmusik - wird er sicher kein neues Betätigungsfeld finden.
Bemerkenswert
Etwas Besonderes unter den neuen CDs ist die erste Gesamtaufnahme der Oper "Faramondo", eines der Spätwerke von Händel. Der Countertenor Max Emanuel Cencic überzeugt in der virtuosen Titelpartie - souverän begleitet vom Ensemble I Barocchisto unter Leitung von Diego Fasolis.
Autorin: Gudrun Stegen
Redaktion: Matthias Klaus