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Von Feiertagen und vom Krankfeiern

Marcel Fürstenau12. November 2004

Das Aufreger-Thema "Feiertage" noch einigermaßen ernsthaft zu diskutieren, ist mittlerweile so gut wie unmöglich. Deshalb gehen wir an dieser Stelle der Frage nach, was Feiertage mit Krankheitstagen zu tun haben.

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Marcel Fürstenau

Also, die Bundesregierung wollte zwecks Konjunktur-Belebung den "Tag der Deutschen Einheit", der am 3. Oktober eines jeden Jahres gefeiert wird, künftig immer auf einen Sonntag legen. Dieses gleichermaßen unsensible wie unpatriotische Ansinnen führte zu einem berechtigten Sturm der Entrüstung. Weshalb alles beim Alten bleibt, aber nur den "Tag der Deutschen Einheit" betreffend. Jetzt suchen interessierte Kreise in der Politik und vor allem in der Wirtschaft nach einer Alternative. Aus Platzgründen sollen hier nicht alle denkbaren Feiertage aufgelistet werden, die gestrichen werden könnten/müssten/sollten - je nach ideologischer Verblendung derjenigen, von denen die Vorschläge kommen.

Kranke Berliner …

Nachdem sich fast alle zu Wort gemeldet haben, fehlt nur noch ein Vorschlag der Krankenkassen. Was verwundert, denn die kennen das leidige Thema "Feiertage" in einem anderen Sinn. Von "Krankfeiern" ist nämlich die Rede, wenn Arbeitnehmer(innen) auf Kosten der Versicherer und damit der Solidargemeinschaft der Arbeit fern bleiben, obwohl sie gar nicht krank sind. Wann und wie oft das der Fall ist, lässt sich nur vermuten. Aufschlussreich sind auf jeden Fall regelmäßig veröffentlichten Zahlen. Die aktuellsten stammen von der Techniker-Krankenkasse. Demnach ist der gemeine Berliner, also ein Bewohner der deutschen Hauptstadt, viel häufiger krank als im republikweiten Durchschnitt. Gut 14 Tage fehlt er/sie, während die anderen Deutschen rein statistisch nur 11,6 Tage fehlen.

… gesunde Bayern?

In der Analyse der Techniker-Krankenkasse heißt es unter anderem, die Zahl der Erkältungskrankheiten sei in Berlin um 31 Prozent höher, die der Muskel- und Skeletterkrankungen um 26 Prozent und die psychischer Erkrankungen sogar um 50 Prozent. Warum das so ist, darüber gibt es nur vage Vermutungen. Dabei liegen die Gründe doch auf der Hand: Berlin ist im Winter grau und regnerisch (Folge: Erkältungen), das Großstadtpflaster ist beinhart (Folge: Muskel- und Skeletterkrankungen), und die geringe Zahl von gesetzlichen Feiertagen - nämlich neun statt maximal 14 wie in Bayern - schlägt aufs Gemüt (Folge: Psychische Erkrankungen). Es wäre also geradezu fatal, einen Feiertag zwecks Ankurbelung der Wirtschaft zu opfern - weil die Leute krankheitsbedingt sowieso nicht zur Arbeit kämen ...