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Der Lack ist ab

21. November 2009

Das ganze Ausmaß des Wettskandals ist noch gar nicht absehbar. Doch schon jetzt habe der Ruf des europäischen Fußballs erheblich gelitten, meint Deutsche Welle-Sportreporter Stefan Nestler.

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Themenbild Kommentar
Bild: DW

Es sei nur die Spitze des Eisbergs, sagen die Ermittler: 200 manipulierte Fußballspiele in neun Staaten Europas. Verhält es sich wirklich wie bei einem Eisberg, lägen noch 90 Prozent unter der Oberfläche verborgen. Da läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Haben wir unsere Emotionen für Fußballspiele verschwendet, deren Ergebnisse eiskalt kalkuliert waren? Von Kriminellen. die in der Unterwelt des Fußballs willige Mithelfer fanden?

Frühwarnsysteme versagten

Nach dem großen Wettskandal im Jahr 2005 um den Schiedsrichter Robert Hoyzer erweckten die Verantwortlichen des deutschen Fußballs den Eindruck, die Lage jetzt unter Kontrolle zu haben. Frühwarnsysteme wurden eingeführt, um Manipulationen auf die Schliche zu kommen, bevor sie Schaden anrichten konnten. Doch diese Systeme haben versagt, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa. Der Wettmarkt hat sich verändert. Gezockt wird häufig erst, wenn der Ball rollt. Diese Live-Wetten lassen sich kaum überwachen.

Selbst in den Hochglanz-Ligen

Und so verwundert es kaum, dass selbst bei Spielen der laufenden Saison in der Champions League und in der Europa League geschummelt worden sein soll. In den beiden Spielklassen trifft sich Europas hoch bezahlte kickende Elite. Mit diesen Hochglanz-Ligen geht der Fußball-Kontinent weltweit auf Werbetour. Jetzt blättert der Lack ab. Noch ist gar nicht abzusehen, wie groß der Flurschaden für Europas Fußball so kurz vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sein wird. Für Schuldzuweisungen ist es zu früh. Aber so viel dürfte feststehen: Alle waren naiv. Die Funktionäre des Fußballs, die sich auf ihren Maßnahmen ausruhten. Wir Medien, die meist Hurra schrien, ohne nachzubohren. Die Fans, die sich in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise wenigstens eine heile Fußball-Welt einredeten.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Dirk Eckert