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Von der Wüste in den Dschungel

18. Januar 2002

Von den Bergen und Wüsten Afghanistans in den Dschungel der Philippinen: Die USA haben ihre nächste größere Militäraktion gegen den Terrorismus eingeleitet.

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US-Soldaten sind nicht überall willkommenBild: AP

Zwar sollen die knapp 700 US-Soldaten die philippinische Armee beim Kampf gegen die Moslem-Rebellen der Abu Sayyaf nach offiziellen Angaben aus Washington nur "beraten". Dennoch ist dieser neue Einsatz kaum weniger gefährlich als der vorherige in Afghanistan. Die Abu-Sayyaf-Guerilleros, die mit dem mutmaßlichen Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden in Verbindung stehen sollen, gelten als besonders hartgesottene und brutale Kämpfer. Zudem ist das politische Umfeld heikel. Auf den Philippinen gibt es bereits Proteste gegen den Einsatz der US-Soldaten.

Nach US-Angaben wurden bislang 250 Soldaten auf den Inseln Basilan und Jolo im Süden der Philippinen stationiert. Insgesamt sollen etwa 690 US-Soldaten entsandt werden, darunter auch etwa 150 Elitesoldaten. Die "Green Berets" spielten in Afghanistan eine entscheidende Rolle. Sie mobilisierten Anti-Taliban-Kämpfer und koordinierten die Angriffe gegen die Taliban und El Kaida.

Gemeinsame Übungen

Die US-Verbände sollen die philippinischen Soldaten ausbilden und mit ihnen gemeinsame Übungen abhalten. Einige US-Elitesoldaten sollen nach offiziellen Angaben aus Manila jedoch auch die philippinischen Verbände bei der Suche nach Abu-Sayyaf-Rebellen im Dschungel begleiten. Zwar dürfen die US-Soldaten nicht direkt in die Kämpfe eingreifen, ihre Waffen aber zur Selbstverteidigung gebrauchen. Ferner soll die philippinische Armee aus den USA mit Waffen, Treibstoff und modernen Waffen versorgt werden.

Das Risiko für die US-Soldaten ist hoch. Beim Marsch durch den Dschungel laufen sie Gefahr, in einen Hinterhalt der Abu Sayyaf zu geraten. Der philippinische Verteidigungsminister Angelo Reyes sagte, die US-Militärs hätten sich auf den "Verlust von Menschenleben" eingestellt. Die Abu Sayyaf sind gut bewaffnet, haben in den Dörfern viele Sympathisanten und kennen den Urwald wie ihre Westentasche. Und sie sind für ihre Brutalität bekannt: Häufig schlagen sie ihren Opfern die Köpfe ab. Eine ihrer Hauptaktivitäten sind Geiselnahmen, wie in Deutschland durch den Fall der Familie Wallert bekannt. Derzeit sind zwei Missionare aus den USA und eine philippinische Krankenschwester in ihrer Gewalt.

Prediger gründete Terrorgruppe

Die Abu Sayyaf wurde zu Beginn der 90er Jahre von dem moslemischen Prediger Abdurajak Janjalani gegründet, der 1998 bei einer Polizeiaktion erschossen wurde. Der arabische Name der Organisation bedeutet "Träger des Schwertes". Die Gruppe kämpft für einen eigenen islamischen Staat im Süden der Philippinen und soll etwa 2000 Kämpfer umfassen. Über die Verbindungen von Abu Sayyaf zu El Kaida ist wenig bekannt. Nach Angaben der philippinischen Armee sollen Abu-Sayyaf-Kämpfer von El Kaida ausgebildet worden sein. Ferner soll die Organisation Bin Ladens Waffen an die philippinischen Rebellen geliefert haben.

Für die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo ist die militärische Zusammenarbeit mit den USA ein gefährlicher Balanceakt. Einerseits hofft sie, so die Rebellion im Süden unterdrücken zu können. Andererseits sieht sie sich wachsenden Protesten gegen die Stationierung der US-Einheiten ausgesetzt. Die Sensibilität für die Wahrung der "nationalen Souveränität" ist auf den Philippinen groß, nachdem die USA erst Anfang der 90er Jahre nach fast hundertjähriger Präsenz ihre militärischen Stützpunkte in dem südostasiatischen Land räumten. (afp / wga)