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Von der Freude in Fülle

16. Mai 2015

„Freude in Fülle“ verspricht Christus den Seinen: Pater Hans Peters SVD denkt im Beitrag der katholischen Kirche über diese Freude nach, die mehr sein muss, als der Spaß kurzweiliger Unterhaltung.

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Bildergalerie Santa Teresa de Jesus Teresa von Avila
Freude in Fülle: Die Entrückung der Hl. Teresa von Avila (Bernini, Santa Maria della Vittoria Rom)Bild: picture-alliance/dpa

Ein Sonntag dazwischen: zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Und immer wieder drängt sich das Bild aus der Apostelgeschichte auf: die junge Gemeinde, die sich in dieser Zeit in Jerusalem im Obergemach versammelt hat und betend auf das Kommen des Heiligen Geistes wartet, so wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte. So ist die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten immer wieder eine Zeit des Betens um den Heiligen Geist. Alles christliche Beten ist grundgelegt im Beten Jesu, darum tritt im Evangelium des Sonntags der betende Jesus vor uns, genauer der Jesus, der kurz vor seinem Tod zu seinem Vater im Himmel für die Seinen betet. Und eigenartig, in dieser Situation, die nun wahrhaft keinen Anlass zu besonderer Freude bietet, da gipfelt dieses Gebet in der Bitte: „dass sie meine Freude in Fülle in sich haben“ (Joh 17,13). Wie das? Abschied ist doch in den wenigsten Fällen Anlass zur Freude. Spätestens hier wird deutlich, diese Freude muss etwas mehr sein, als nur Spaß zu haben, gut und vor allen Dingen lustig unterhalten zu werden.

Lebensnotwendige Freude
Der Schriftsteller Peter Handtke spricht einmal von einer „positiven Utopie“, an die er glaube in einer bisweilen so verrückten Welt; er sagt: „Man muss so tun, als ob nix wär, sonst kann man überhaupt nicht mehr leben. Die Historie ist so dermaßen tragisch und unerträglich. (…) Man muss ja nicht glücklich sein. Aber ohne ein bisschen Freude ist überhaupt kein Sinn im Ganzen“1), so Handtke.

Freude ist lebensnotwendig, auch wenn es nur ein bisschen ist, eine eiserne Ration, ohne die man einfach nicht überleben kann. Ob man allerdings so tun muss, „als ob nix wäre“, geradezu Wirklichkeit und konkrete Welt- und Lebenssituation verdrängen, darf gefragt werden. Ist so etwas überhaupt möglich? Eine Zeit lang vielleicht, aber auf Dauer?

Jesus tut in seiner Situation nicht so, „als ob nix wäre“. Er weiß, die Stunde ist gekommen, aus dieser Welt zum Vater zu gehen, und wenig später wird sein Blutschweiß auf die Erde tropfen. Umso mehr gewinnt die Rede von der „Freude in Fülle“ ihre eigene Brisanz, ja, sie wird geradezu zu einer Herausforderung. Ein Glaubenswort der Kirche bringt das auf den Punkt: „Gerade heute ist diese Freude ein hervorragendes Zeugnis für die Hoffnung, die in uns ist. In einer Zeit, in der der Glaube und seine Hoffnung immer mehr dem öffentlichen Verdacht der Illusion und der Projektion ausgesetzt ist, wirkt vor allem diese Freude überzeugend: sie nämlich kann man am wenigsten auf Dauer sich selbst und anderen vortäuschen.“2)

Neu auf der Suche nach der Freude
Manchmal werde ich gefragt: „Warum sind Sie eigentlich Priester geworden?“ Einfach und ehrlich darf ich sagen: Weil es mir Freude machte. Ich fand das schön, konkret die Liturgie, das Engagement in der Gemeinde, Freude an der Jugendarbeit, der Ministrantenarbeit in der Gemeinde, oder wenn ich werbend als Junge mit Missionszeitschriften durch das Dorf zog. Ich hab es gern getan. Keiner hatte mir das aufgetragen oder gar befohlen. Ich habe einfach Freude daran gehabt, auch wenn es wahrhaft nicht immer lustig war, geschweige denn Spaß gemacht hat. Manchmal wurde man auch einfach blöd angemacht und abgefertigt. Und bis heute kann ich sagen, nach mehr als vierzig Jahren: ich hab immer noch Freude dran.

In der Tat, über die Freude ist schnell ein Wort zu viel gesagt. Die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, Jesus, der darum betet, dass die Seinen seine Freude in Fülle haben, es könnte doch auch eine Zeit werden, sich neu auf die Suche nach der Freude schicken zu lassen, zu den kleinen unauffälligen Freuden, so mitten im Alltag, vielleicht sogar dort, wo man sie am wenigsten vermutet, eine Pflicht, die einfach getan werden will, oder ein Wort, ein Blick, der mir gilt und mir Mut macht.
Ohne ein bisschen Freude überhaupt kein Sinn im Ganzen – die „Freude in Fülle“, sie meldet sich meist in kleinen Portionen an, unauffällig, vielleicht sogar erst einmal ganz unbemerkt, und wenn es nur eine Ahnung von dem ist, worum Jesus für uns betet, das kann schon mehr als genug sein.

1) Johannes Röser, Mehr Gott wagen, in: Christ in der Gegenwart, 41/2014, S. 463.
2) Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, Beschluss Unsere Hoffnung, Offizielle Gesamtausgabe Bd. I, Freiburg (Brsg.) 2001, S. 107.

Pater Hans Peters SVD, Steyler Missionar, Goch
Pater Hans Peter SVDBild: DBK


Zum Autor:
Pater Hans Peters SVD gehört seit 1967 dem Orden der Steyler Missionare an, in dem er in vielen verschiedenen Funktionen gewirkt hat und bis heute wirkt, unter anderem in der Jugendarbeit, als Novizenmeister und im Rektorat des Missionshauses St. Michael in Steyl (Niederlande). Seit 2008 arbeitet der gefragte Seelsorger und Lebensberater als Wallfahrtsseelsorger in Goch am Niederrhein. Seit 1994 schreibt er regelmäßig für die christliche Familienzeitschrift „Stadt Gottes“.

Redaktionelle Verantwortung: Dr. Silvia Becker, Katholische Hörfunkbeauftragte, und Alfred Herrmann