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Vom Trauerzug zum Wanderweg

Pia Gram

2004 ist Bonifatiusjahr in Deutschland. Die katholische Kirche begeht den 1250. Todestag des Heiligen. Ein neuer 180 Kilometer langer Pilgerweg führt von Mainz zum Grab des "Apostels der Deutschen" in Fulda.

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Der Fuldaer Dom

Bonifatius war Benediktinermönch, Missionar und für wenige Jahre Bischof von Mainz. Er starb den Märtyrertod: Während einer Missionsreise war er am 4. Juni 754 im friesischen Dokkum von Räubern ermordert worden. Von Utrecht nach Mainz kam die Leiche per Schiff auf dem Rhein. In Hochheim am Main begann der Landweg nach Fulda zu seiner letzten Ruhestätte. Der 180 Kilometer lange neue Wanderweg folgt dem ungefähren Verlauf des Leichenzugs.

Bonifatius Statue in Fritzlar
Ein Tourist betrachtet vor dem St.-Petri-Dom im nordhessischen Fritzlar die Statue des heiligen BonifatiusBild: dpa

Genau überliefert ist die Streckenführung von Bonifatius' letzter Reise nicht. Alte Chroniken erzählen zwar davon, dass Kreuze oder Kapellen an den Rastorten des Trauerzuges errichtet wurden. Doch ob die zahlreichen Wegekreuze und Feldkirchen zwischen Mainz und Fulda auf dieses Ereignis zurückgehen, ist kaum mehr zu rekonstruieren.

Die "Bonifatius-Route"

Der Weg ist mit rot-weißen Hinweistafeln ausgeschildert, auf denen ein Kreuz und ein Bischofsstab zu sehen sind. Er führt von Mainz am Main entlang nach Frankfurt und quer durch die fruchtbare Ebene der Wetterau. Schließlich folgt er idyllischen Pfaden zu alten Ruinen und magischen Orten im Vogelsberg, um dann durch das Fuldaer Land mit seinen malerischen Fachwerkdörfern ans Ziel zu gelangen.

Blühender Schnittlauch
Unterwegs können die Wanderer einen Blick auf die Frankfurter Skyline werfenBild: AP

Historisch belegt sind der Anfangs- und der Endpunkt des Zuges sowie die Stationen nach der Überquerung des Rheins: Hochheim, Kriftel und Kalbach bei Frankfurt. In Hochheim gehört die Kirche Sankt Peter und Paul mit ihren Fresken von Johann Baptist Enderle zu den vielen Sehenswürdigkeiten entlang der Route. 15 Kilometer weiter, in Kriftel, besuchen die Wanderer die Bonifatius-Kapelle. Weiter nordöstlich, bei der ehemaligen "Krutzenkirche" zwischen Frankfurt-Niederursel und Frankfurt-Kalbach, soll nach der Rast des Trauerzugs eine Quelle entsprungen sein, die als "Bonifatiusbrunnen" verehrt wurde.

"Apostel der Deutschen"

Kloster Engelthal ist eine weitere Station der Route. Es war von 1268 bis 1803 eine Zisterzienserinnenabtei. Seit 1962 leben hier Benediktinerinnen nach der Ordensregel, die auch das Leben des Bonifatius prägte. Wahrscheinlich sind die Gebeine des später als "Apostel der Deutschen" verehrten Missionars auch durch Glauburg in der Wetterau gekommen. Da das der Knotenpunkt der Region war, sind alle anderen Streckenführungen unwahrscheinlich. Auch in Lißberg am Fuße des südwestlichen Vogelsberges finden sich die Spuren des Märtyrers. Die Ruine der Schafskirche, idyllisch an einem Hang oberhalb der Ortschaft Lissberg gelegen, wird seit Jahrhunderten in enge Verbindung mit Bonifatius' Leichenzug gebracht.

Vogelberg und Fuldaer Land

Fulda: Feier zum 1250. Todestag des heiligen Bonifatius
Rund 25.000 Menschen feiern am 6.6.2004 mit einem Pontifikalamt auf dem Domplatz in Fulda den 1250. Todestag des heiligen BonifatiusBild: Geraldo Hoffmann

Von hier führt der Weg dann durch das Gebiet des Vogelsbergs. Rast machen können Pilger an der im Jahre 830 in Erinnerung an den Leichenzug errichteten Marcellinus-Kirche bei Burkhards. Auf der Herchenhainer Höhe treffen die Wanderer auf die "Bonifatiuskanzel", einen Ort, an dem Bonifatius missioniert haben soll. Im Fuldaer Land befindet sich die Wallfahrtskapelle Kleinheiligkreuz, am Fuße des Himmelberges. Kurz danach ist Fulda erreicht. Mitten in der Stadt befindet sich der Dom, in dessen Krypta sich das Bonifatiusgrab befindet.