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Amadou Diallo

Chiponda Chimbelu, Vanessa Hermann6. Mai 2012

Viele Afrikaner verlassen ihren Kontinent, um in Europa zu arbeiten. Doch nur wenige schaffen es bis in die Chef-Etagen multinationaler Konzerne. Einer von ihnen ist Amadou Diallo.

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Amadou Diallo (Foto: DHL)
Amadou DialloBild: DHL

In der Frachtabteilung von DHL (DHL Freight), der Logistiksparte der Deutschen Post, herrscht reges Treiben. Hier werden Güter verladen und in die ganze Welt transportiert. Die Deutsche Post DHL ist eines der größten global agierenden Logistikunternehmen mit Mitarbeitern aus der ganzen Welt. Amadou Diallo kommt aus dem Senegal. Er ist der Mann, der für die globalen Transaktionen von DHL Freight verantwortlich ist. Diallo ist seit November 2011 Geschäftsführer und damit einer von wenigen Afrikanern, die eine Topmanagerposition in einem multinationalen Konzern mit mehr als 400.000 Angestellten besetzen. Um sich für diesen Posten zu qualifizieren, sei er vor allem in seiner Jugend in Afrika durch eine harte Schule gegangen, erzählt Diallo.

Ausgeprägte Händlerkultur

"Wenn du in Afrika groß wirst, egal wo, dann lernst du zu handeln", sagt der Topmanager. Und im Senegal, wo Diallo 1964 geboren wurde, war dieses Prinzip ein fester Bestandteil seines Alltags. Die Händlerkultur sei auch deshalb so stark ausgeprägt, erklärt Diallo, weil sein Heimatland im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten kaum über Rohstoffe verfügt. Ob auf dem Markt oder beim Schuhe kaufen mit den Eltern - überall konnte Diallo sich in seiner Jugend im Handeln üben. Wenn die Verkäufer versuchten, ihm Schuhe für den dreifachen Preis aufzuschwatzen, habe er versucht, sie auf ein Drittel des Preises herunterzuhandeln. "Wenn du clever bist, schaffst du das auch. Diese Art Geschäfte zu machen, ist nichts anderes als Ertragsmanagement." Ertragsmanagement bedeute, das Konsumverhalten vorherzusehen und so zu beeinflussen, dass der Profit gesteigert wird, so Diallo.

Straßenhändler in Südafrika (Foto: dpa)
Geschäftssinn - der Straßenhandel blüht in AfrikaBild: picture-alliance/dpa

Einsatz für Afrika

Neben den Alltagserfahrungen in seiner Jugend hat Diallo sich auch akademisch weitergebildet. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, Frankreich und den USA. Als afrikanischer Manager habe er jetzt eine besondere Verantwortung, glaubt er. "Wir müssen große Organisationen dazu animieren, in afrikanischen Ländern zu investieren." Es gehöre zum Job dazu, nicht nur effektiv in seiner Branche zu arbeiten, sondern auch den afrikanischen Kontinent zu erklären und ihn attraktiv zu machen.

Bevor Diallo Geschäftsführer bei DHL Freight wurde, leitete er DHL-Büros in Afrika und Südasien und wirkte maßgeblich daran mit, dass das Unternehmen diese Märkte erschloss. Aber nicht nur bei seiner Arbeit legt er sich für seinen Heimatkontinent ins Zeug. Als Ehrenpräsident der Universität von Dakar habe er oft mit internationalen Institutionen zu tun - dem Rat für wirtschaftliche Entwicklung in Singapur oder der Universität von Mumbai zum Beispiel. Das versuche er dann zu nutzen, um Kontakte zwischen diesen Institutionen und afrikanischen Universitäten herzustellen, sagt Diallo. "Im Endeffekt hat mir dieser Kontinent das Leben geschenkt und ich muss alles mir mögliche tun, um etwas zurückzugeben."

DHL-Flugzeuge in Leipzig (Foto: Deutsche Post AG)(
DHL ist eines der größten Logistikunternehmen weltweitBild: Deutsche post AG

Mehr Anerkennung für Engagement

Mit seinem Einsatz für Afrika hat er Erfolg. So sieht es zumindest die Zeitschrift "Africa Investor". Im September 2011 ernannte sie ihn zum Geschäftsmann des Jahres. "Ich war sehr stolz, dass sie mich nominiert haben. Aber ich denke, dass andere Menschen den Titel auch verdient hätten." Seine Großmutter zum Beispiel, fügt der Senegalese hinzu. Auch wenn man in einem kleinen Dorf wohne, Analphabetin sei und weder Zugang zu Radio oder Fernsehen habe, könne man immer noch wunderbare Dinge tun. "Du kannst Menschen helfen, du kannst Kinder zur Welt bringen oder kleineren Familien bei der Ernte helfen. Diese Dinge wirken auf den ersten Blick nicht sehr beeindruckend, aber ich denke, sie verlangen viel mehr Zeit und Einsatz, als ich für irgendetwas aufbringe."