Vom Junkie zum Ironman
30. April 2008Andreas Niedrig gehörte schon einige Jahre zur Elite der deutschen Triathleten, als in der Szene getuschelt wurde. Im Lebenslauf des Ironman soll es einen schwarzen Schatten gegeben haben. Und dann, im Herbst 2000, ließ Niedrig die Bombe selbst platzen: Ja, früher sei er drogenabhängig und kriminell gewesen.
Raus aus der Drogenspirale
Der Film hat Niedrigs Autobiographie "Vom Junkie zum Ironman" zur Grundlage. Darin schildert er die Gründe für sein Abrutschen in die Drogenszene: Probleme in der Schule, zu wenig Aufmerksamkeit, Akzeptanz nur in der Gruppe der Raucher. Später nahm er Haschisch, LSD, Kokain und schließlich Heroin. Es folgten Beschaffungskriminalität, missglückte Ausstiege und sogar die drohende Amputation eines Beines.
Dass er den Absprung schaffte, hatte Niedrig seiner Frau Sabine zu verdanken. Sie drohte mit Trennung, war schon ausgezogen mit der gemeinsamen Tochter. "Die wichtigste Entscheidung hat damals meine Frau für mich getroffen, dass sie bei mir geblieben ist. Dadurch fand ich nach der Therapie den sozialen Halt und konnte wieder zurück zur Familie kommen", erzählt Niedrig.
Vom Schlüsselerlebnis zum Sport
Der Sport trat erst später in sein Leben - und zwar per Schlüsselerlebnis. Bei einem Waldlauf mit seinem Vater konnte Andreas Niedrig nicht mithalten. Das weckte seinen Ehrgeiz. Die sportlichen Grundlagen hatte er als Kind im Schwimmverein gelegt. Und so wurde aus dem Junkie bald der Triathlet - eine Sportart, von der viele sagen, sie mache süchtig. Süchtig danach, den eigenen Körper zu spüren, süchtig nach Erfolg. "Man spricht auch gerne davon, das ich die eine gegen die andere Sucht ausgetauscht habe. Vielen Hobby-Psychologen muss ich da Recht geben", sagt Niedrig.
"Es geht nicht um Erfolg"
Er nutzt den Sport, um seine Stärken zu entdecken: Beharrlichkeit, Ausgeglichenheit und sicher auch das Gefühl, sich in der Welt der Medien zurechtzufinden. Interviews und Fernsehauftritte sind für Niedrig zur Gewohnheit geworden. Er engagiert sich in der Drogenprävention und ist dabei, eine Stiftung für junge Extremsportler zu gründen.
Dabei wirkt er immer gut gelaunt, wie auch bei seinen Wettkämpfen, wenn er auch als Zweiter dem Gewinner immer herzlich gratuliert. "Es geht nicht um Erfolg. Es geht um die Zufriedenheit, die man mit dem erreicht, was man hat."
Inzwischen ist Niedrig beim sportlichen Nachspiel angelangt. Nach vielen, langwierigen Verletzungen hat er den Anschluss an die absolute Weltspitze verpasst, und mit inzwischen 40 Jahren wird er sich auch nicht mehr herankämpfen. Dennoch gelang ihm vor wenigen Wochen sogar die Qualifikation zur diesjährigen Weltmeisterschaft. "Ich mache es immer noch gerne, weil ich durch Sport gesund bleibe. Durch den Sport erlebe ich unsere Welt und die Natur viel intensiver. Aber ich bleibe nicht bei ihm hängen."