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Politische Farbenlehre

29. Juni 2010

Warum bezeichnet man CDU-Politiker als "die Schwarzen"? Und warum sind SPD-Anhänger rot? Ein Blick in die Geschichte gibt Antworten.

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Symbolbild deutsche Parteien (Grafik: DW)
Bild: DW-Montage/picture-alliance/maxppp

Fragt man in Deutschland, wofür die einzelnen Parteien stehen, so hört man bei der SPD öfter das Wort "Arbeiterpartei", die CDU ist "konservativ", die FDP "liberal" und die Grünen "sind für die Umwelt". Diese Etikettierungen kommen nicht von ungefähr. Fast immer haben die Gründerjahre das Image der Parteien maßgeblich geprägt.

Ehemaliger Bundeskanzler und SPD-Parteichef Gerhard Schröder vor roter Wand (Foto: AP)
Ehemaliger Bundeskanzler und SPD-Parteichef Gerhard SchröderBild: AP

Die SPD ist die älteste Partei in Deutschland. Ihre Wurzeln gehen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Partei war zunächst die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands und wurde 1890 in Sozialdemokratische Partei Deutschlands umbenannt. Das Erbe der Arbeiterpartei trägt sie nicht zu Unrecht bis heute.

Das Erbe der SPD

Schon die frühe SPD orientierte sich an den Gewerkschaften und war ideologisch am revolutionären Marxismus ausgerichtet. Die Frage, ob revolutionäre Partei oder Reformerpartei war nach Ansicht von Politikwissenschaftler Christoph Strünck von der Universität Siegen lange nicht beantwortet: "Erst 1959 bekannte man sich mit dem Godesberger Programm offiziell zur Markwirtschaft."

Die Farbe Rot in der SPD kommt also nicht von ungefähr. Rot ist die Farbe der Revolution, der Sozialisten und Kommunisten. Auch die Linkspartei benutzt deshalb die Farbe rot, wenn auch der Farbton etwas dunkler ist. Die Partei wird im Osten und Westen Deutschlands unterschiedlich wahrgenommen. So sehen viele im Westen die Nachfolgepartei der SED und PDS als eine extrem linke, fast kommunistische Partei. Im Osten ist die Linke "de facto eine Volkspartei, die von Lehrern, Ärzten, Angestellten und Unternehmern gleichermaßen gewählt wird", sagt Politikwissenschaftler Strünck.

CDU ist gar nicht so konservativ

Bundeskanzlerin Angela Merkel von der CDU vor schwarzer Wand (Foto: DPA)
Bundeskanzlerin Angela Merkel von der CDUBild: picture-alliance/Sven Simon

Die CDU wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Der Großteil der Mitgliedschaft kam aus der Zentrumspartei, einer der wichtigsten Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Die Zentrumspartei war eine katholische und traditionell konservative Partei und trug maßgeblich zum Image der neuen Christlich Demokratischen Union bei. Die Farbe Schwarz der CDU ist kein Zufall. So ist die Farbe ein uraltes Symbol der Kirche, welches für Bußfertigkeit und die Leiden Christi steht.

Die CDU heute will in erster Linie eine christliche Volkspartei sein, die konservative, liberale und soziale Strömungen gleichermaßen berücksichtigt. "Die CDU war die erste Partei, die Katholiken und Protestanten vereinte", erinnert Strünck. Allerdings gelang es den Gründungsvätern nicht, die programmatisch verwandte CSU in Bayern in einer gemeinsamen Partei zu integrieren. So treten CSU und CDU als Schwesterparteien, auch kurz Union genannt auf.

Hat die FDP die falsche Farbe?

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle mit gelbem Schal (Foto: DPA)
Der FDP-Vorsitzende Guido WesterwelleBild: picture-alliance/ dpa

Bei der FDP müsste eigentlich die Farbe Blau dominieren. Es ist die traditionelle Farbe der Liberalen und soll für Konservatismus und Optimismus stehen. Nun nutzt die FDP auch die Farbe Blau, doch es dominiert ein leuchtendes Gelb, was 1972 die Idee einer Werbeagentur war.

Für viele ist die FDP vor allem die Partei der so genannten Besserverdienenden. Das liegt zum einen am ehemaligen FDP-Generalsekretär Werner Hoyer, der dieses Wort im Bundestagswahlkampf 1994 etwas unglücklich benutzte. Die anderen Gründe liegen aber viel früher.

Die FDP wurde ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, von Mitgliedern der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Volkspartei. Schon in der Weimarer Republik hatten diese Parteien Anhänger aus dem Bildungsbürgertum, also freie Berufe, Lehrer und Hochschullehrer.

Die FDP sei vor allem eine Partei die immer auf die Freiheit des einzelnen und auf weniger Staat gesetzt habe, erklärt Politikwissenschaftler Volker Kronenberg von der Universität Bonn.

Alles grün bei den Grünen

Drei Politiker der Grünen vor grüner Wand (Foto: AP)
Parteitag der GrünenBild: AP

Die Grünen haben ein sehr klares Profil. Die Farbe ist nicht nur auf der Fahne, es ist Programm. Dabei hatte die junge Partei noch viele andere Themen, als sie 1980 gegründet wurde: Neben der Umweltbewegung ist die Partei auch aus der Friedensbewegung und der Frauenbewegung entstanden.

Wie bei den anderen Parteien, waren auch die Gründerjahre der Grünen entscheidend für die Imagebildung der Partei. So verbindet man mit den Grünen Umweltthemen, aber auch linke Politik.

Trotz grünem Image sei die Partei mittlerweile in der Mitte angekommen, sagt Strünck von der Uni Siegen. Gerade in den Städten würden die Grünen mittlerweile sogar mit der FDP konkurrieren.

Autor: Sascha Baron
Redaktion: Kay-Alexander Scholz