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Vom Fußballer zum Feuerwehrmann

Claudia Laszczak15. Juni 2016

Fußballprofi ist ein Traumjob. Doch mit Anfang 30 ist meist Schluss. Viele Spieler trifft das unerwartet. Sie haben sich während ihrer aktiven Zeit wenig Gedanken über die Zukunft gemacht - ein großer Fehler.

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Fussballstadion
Bild: DW/C.Laszczak

Christian Mikolajczak wollte es lange nicht wahrhaben. Doch mit 31 Jahren Jahren nimmt ihn kein neuer Fußballverein mehr unter Vertrag. Rückblickend stellt er fest: "Den einzigen Vertrag, den ich da hatte, war mein Handyvertrag." Der Weg zum Arbeitsamt fiel ihm nicht leicht. "Doch den Weg muss man dann eben auch gehen." Bis dahin ging es für ihn immer nur nach oben. Schon als kleiner Junge kickt er begeistert. Profifußballer zu werden ist sein größter Traum. Und es klappt: Er gilt als Nachwuchshoffnung beim FC Schalke und wird 2001 mit dem Verein Deutscher Vizemeister. Es folgen Einsätze bei Hannover 96 und bei zahlreichen Clubs der 2. Bundesliga. An die Zeit nach dem Fußball denkt er da noch nicht. "Ich war in der Hinsicht wirklich faul. Es war eine überragende Sache bei Rudi Assauer zu sitzen und den Profivertrag abzuschließen, da habe ich an andere Sachen nicht gedacht." Doch je länger ein Spieler dabei sei, umso wichtiger sei es, über den Tellerrand zu schauen. Denn die Zeit vergehe schneller als man denke. Und längst nicht alle Spieler werden zu Millionären - im Gegenteil. Nur knapp zehn Prozent haben am Ende ihrer Karriere genug verdient, um in Rente zu gehen. Für alle anderen heißt es: weiter arbeiten.

Fußball und Feuerwehr - da gibt es viele Paralellen

Und zwar in einem völlig anderen Beruf. Christian Mikolajczak wusste zunächst gar nicht, was das sein könnte. Ein Freund brachte ihn auf die Idee mit der Feuerwehr. Denn eins kann der Ex-Fußballprofi: auf Knopfdruck fit sein und funktionieren. Er liebt die Anspannung und den Adrenalin-Kick vor einem wichtigen Spiel - jetzt erlebt er das als Feuerwehrmann. Nur geht es nicht mehr darum, Tore zu schießen, sondern im Einsatz Leben zu retten. Eine echte Herausforderung, die nicht jeder besteht. Gegen mehr als 500 Bewerber hat sich der ehemalige Profi durchgesetzt.

Christian Mikolajczak Ex-Fußballer
Vom Profußballer zum Feuerwehrmann: Christian MikolajczakBild: DW/C.Laszczak

Hinter ihm liegen mehr als vier Jahre Ausbildung: erst zum Rettungssanitäter und dann zum Brandmeister. "Das Allerschwierigste war das Lernen, nochmal neu anzufangen." Jetzt ist er 35 und hat gerade die ersehnte Anstellung bei der Feuerwehr Oberhausen bekommen. Und noch etwas kennt er bereits aus dem Fußball: Teamgeist ist auch bei Feuerwehreinsätzen gefragt. "Wenn wir zusammen reingehen, müssen wir gucken, dass wir zusammen wieder rauskommen. Beim Fußball verliert man mal ein Spiel oder spielt einen Fehlpass, hier sind Menschenleben in Gefahr."

Carsten Ramelow Ex-Profikicker und Nationalspieler
Finanziell vorgesorgt: Ex-Nationalspieler Carsten RamelowBild: DW/C.Laszczak

Irgendwann ist es vorbei…

… auch für die prominenten Spieler der Bundesliga. Wie Carsten Ramelow. Er hat als Fußballer so ziemlich alles erreicht. Jahrelang ist er gefeierter Spieler bei BayerLeverkusen und wird 2002 mit der deutschen Nationalmannschaft Vizeweltmeister. Eine Knieverletzung zwingt ihn schließlich 2008 zum Aufhören. "Man muss sich bewusst machen, dass die Zeit für den Fußball begrenzt ist. Ich habe lange durchgehalten auf einem hohen Niveau. Ich war ehrlich gesagt auch froh, dass es vorbei war. Ich habe mich die letzten 1,5 Jahre ziemlich gequält mit der Verletzung. Fans und Trainer bekommen das ja nicht so mit." Doch dann plötzlich nicht mehr im Rampenlicht zu stehen, fiel auch ihm schwer. Die Anerkennung, das Schulterklopfen der Fans - das vermissen viele Spieler. Niemand fragt mehr nach Autogrammkarten.

Carsten Ramelow wollte ursprünglich Polizist werden, zog dann aber die Fußballkarriere vor. Eine Berufsausbildung hat er nicht, wie rund 70 Prozent aller Profi-Spieler. Sein Glück war, er konnte finanziell vorsorgen. Nachdem auf dem Platz für ihn Schluss war, stieg er bei Partnern in eine Firma für Ticketing mit ein. Jungen Spielern rät er: "nicht alles abnehmen lassen, Sachen hinterfragen, auch mal nach links und rechts gucken. Und wenn es dann soweit ist, dass ich mich wieder kümmern muss um den Job, dann fällt es einem leichter, die Ärmel hochzukrempeln." Auch Disziplin hat er als Fußballer gelernt. "Das, was Du machst, musst Du mit Leben erfüllen, dann kann man erfolgreich sein."

Tim Jerat und Michael Lejan
Studieren neben dem Trainieren: Tim Jerat und Michael LejanBild: DW/C.Laszczak

Zwei Fußballer werden zu Jungunternehmern

Tim Jerat und Michael Lejan setzen schon jetzt nicht mehr allein auf die Erfolge im Fußballstadion. Obwohl beide gerade erst einen neuen Vertrag über zwei Jahre beim Verein FC Viktoria Köln abgeschlossen haben, studieren sie nebenbei Betriebswirtschaft. Als Fernstudium. Denn die täglichen Trainingszeiten und Spiele am Wochenende lassen kaum Zeit dafür. Und genau das ist das Problem: viele Fußballer kommen einfach nicht dazu, eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Um Spieler zu motivieren, wollen sie in Zukunft Sportstipendien in den USA an deutsche Fußballer vermitteln. Und so einen Anreiz schaffen, sich rechtzeitig Alternativen zu suchen. "Es hilft für die Karriere, wenn man eine Alternative hat. Das gibt einem eine gewisse Gelassenheit, die auch auf dem Platz von Vorteil ist, um auch dort erfolgreicher zu sein", ist Tim Jerat überzeugt.