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Unternehmen Ost

3. Oktober 2010

Es gibt sie: die Weltmarktführer in Ostdeutschland. Einer davon ist das Funkwerk Dabendorf, ein Experte für Telekommunikationslösungen. Der Mittelständler hat seinen Sitz südlich von Berlin in Brandenburg.

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Eingang zur Firmenzentrale Funkwerk Dabendorf (Foto: DW)
Fällt kaum auf: Firmensitz von Funkwerk DabendorfBild: DW

Dichte Fensterscheiben und eine stabile Karosserie sind gut für den Autofahrer, aber schlecht, wenn er oder sein Beifahrer einmal telefonieren möchte. Denn abgewehrt werden nicht nur Wind und Regen, sondern auch Mobilfunkwellen. Hier kommt die Funkwerk Dabendorf GmbH ins Spiel. Mit ihren Produkten hat sie sich im Bereich der Mobilfunkverstärker an die Weltspitze gesetzt.

Bernd Schneider, Leiter der technischen Abteilung, zeigt in der Fertigungshalle die letzte Prüfstation: "Wenn alles in Ordnung ist, dann gibt es noch eine Prägung mit dem Fertigungsdatum."

Die Fertigungshalle (Foto: DW)
Blick auf die ProduktionsanlagenBild: DW

Funklöcher adé

Diese Prägung ist für den Mitarbeiter das sichtbare Zeichen, dass der Verstärker die eigenen Qualitätsansprüche erfüllt. Von nun an führt er ein Leben als unsichtbarer Held. Er wird im Kofferraum eines Fahrzeuges eingebaut, damit der Autofahrer mit konstanter Signalstärke mobil ohne Funklöcher telefonieren kann.

Seit vierzig Jahren tüftelt Bernd Schneider in Dabendorf an der Hochfrequenz-Technik. Zu DDR-Zeiten gehörte das Unternehmen zum Funkwerk Köpenick. Man habe neben der Empfängertechnologie auch Mobilfunkgeräte entwickelt, erinnert sich Geschäftsführer Lutz Pfister, "für Feuerwehr, Polizei, Landwirtschaft. Dann hatten wir noch eine Produktion für Infrarotfernbedienung. Das heißt, die ganze Palette der Funkgeräte ist hier in Dabendorf gemacht worden."

Die Wende als Wendepunkt

Dann kam die Wende, die Ereignisse überschlugen sich. Am 1. Januar 1990 hat Lutz Pfister als damaliger Betriebsleiter die Firma übernommen: "Wir haben uns dann ganz schnell aus dem ehemaligen Funkwerk Köpenick herausgelöst. Und mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 haben wir das Unternehmen in die Funkwerk Dabendorf GmbH überführt." Das sei ein ganz komplizierter und schwieriger Prozess gewesen. "Da könnte man ein Buch drüber schreiben."

Geschäftsführer Lutz Pfister (Foto: DW)
"Wäre ein Buch wert": Geschäftsführer Lutz PfisterBild: DW

Sofort machten sich die Dabendorfer auf die Partnersuche und fanden schnell die Bosch GmbH. Für den Autozulieferer produzierten die Ostdeutschen zuerst mobile Funkgeräte. Dann zerbrachen sich die Mitarbeiter der Forschungsabteilung den Kopf, wie man Funklöcher im Auto vermeiden kann. Die Idee des Compensers - so heißt der Verstärker im Fachjargon - wurde geboren. "Der Compenser ist bestens dafür geeignet, das mobile Telefonieren und den Zugang ins Internet zu verbessern. Er gleicht die Signalverluste von der Antenne zum Handy aus", erläutert Pfister.

Wachstum XXL

Mit der Aufnahme der Serienproduktion 1998 gelang der Durchbruch. Aus einer Marktnische wurde eine ganze Zulieferbranche für die Automobilindustrie. Es folgten drei Jahre dynamischen Wachstums um schwindelerregende 40, 60 und dann gar 80 Prozent.

Die fertigen Compenser (Foto: DW)
Frisch aus der Produktion: die fertigen CompenserBild: DW

Das neueste Produkt aus Dabendorf ist die Aktive Antenne, die es möglich macht, über Mobilfunknetze ins Internet zu gehen. Die Aktive Antenne holt das Mobilfunk-Signal ohne Verluste ins Haus und gewährleistet volle Sende- und Empfangsleistung am Endgerät. Das ist für Menschen in ländlichen Regionen ein großer Gewinn, in denen es noch keinen schnellen Internet-Zugang gibt.

Wissen, wo der Trend hingeht

Immer mit neuen Ideen der Konkurrenz voraus - das mache die Stärke des Brandenburger Mittelständlers aus, sagt Geschäftsführer Lutz Pfister: "Man darf in der Entwicklung nicht stehenbleiben. Man muss heute einfach wissen: Was wird 2014, 2015 gebraucht? Was verlangt dann der Markt?" Schließlich dauere es vier bis fünf Jahre, bis eine Idee in der Automobilindustrie serienreif ankomme.

Von den 130 Mitarbeitern am Standort Dabendorf ist jeder Vierte in der Forschung tätig. Sie sorgen dafür, dass die Produkte aus Dabendorf ständig auf dem neuesten technischen Stand bleiben.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Henrik Böhme