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Volkswagen wird Investitionen kürzen

19. November 2015

In der größten Krise der Unternehmensgeschichte muss der Aufsichtsrat von Volkswagen am Freitag in Wolfsburg die Weichen für die Finanzstrategie stellen. Alle geplanten Investitionen sollen überprüft werden.

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15.11.2015 DW Made in Germany VW

Konzernchef Matthias Müller hatte bereits kurz nach seiner Amtsübernahme angekündigt, wegen der Dieselkrise alle Investitionen auf den Prüfstand stellen zu wollen. Wie groß die Kürzungen ausfallen, ist aber noch offen. Vor Wochen hatte Volkswagen bereits für die Marke VW Einsparungen von einer Milliarde Euro angekündigt. Noch vor einem Jahr hatte Volkswagen bis 2019 Ausgaben von 85,6 Milliarden Euro jährlich angepeilt. Das Geld sollte in neue Modelle, Werke sowie umweltfreundliche Technologien fließen.

Auch in den USA steht am Freitag ein wichtiger Termin in den VW-Kalendern: Die kalifornische Umweltbehörde CARB erwartet von Europas größtem Autobauer Vorschläge für einen Rückruf von knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen. Ohne einen akzeptablen Plan zur Beseitigung der Manipulationen drohen "drakonischen Strafen" bis zu Fahrverboten.

Der VW-Konzern muss möglicherweise einen Teil der knapp 500 000 vom Abgas-Skandal betroffenen Diesel-Fahrzeuge in den USA zurückkaufen. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass Nachrüsten oft nicht so gut funktioniere wie geplant, sagte die Chefin der kalifornischen Umweltbehörde CARB, Mary Nichols, dem "Handelsblatt" (Freitag). "Deshalb denke ich, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass VW wenigsten einen Teil der Flotte von den Besitzern zurückkaufen muss."

VW bittet EU um Fristverlängerung

Eine weitere Frist läuft am Donnerstag ab. EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete hatte am 9. November in einem Brief an VW-Konzernchef Matthias Müller Klarheit darüber verlangt, welche Modelle und wie viele Autos bei VW von den Unregelmäßigkeiten betroffen waren. Cañete wollte eine Antwort binnen zehn Tagen. Nun hat VW bei der EU-Kommission um eine Fristverlängerung gebeten. Der Wunsch von VW werde geprüft, der Kommissar werde umgehend antworten, teilte die Sprecherin mit.

Anfang des Monats hatte der Abgas-Skandal eine neuen Dimension erreicht: VW räumte ein, dass es auch Unregelmäßigkeiten beim CO2-Ausstoß gegeben hatte. Rund 800.000 Fahrzeuge könnten laut früheren Angaben davon betroffen sein. Ein EU-Gesetz aus dem Jahr 2009 regelt Einzelheiten zu CO2-Vorgaben und zu möglichen Strafzahlungen bei Verletzung der Zielwerte. Ob diese überschritten wurden, hängt davon ab, wie stark VW die gemeldeten Werte korrigieren muss.

Ein kleiner Trost

Eine gute Nachricht gab es auch für den Wolfsburger Konzern: Der bevorstehende Rückruf von etwa 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeugen mit manipulierter Abgas-Software wird den VW im kommenden Jahr einem Pressebericht zufolge wohl deutlich weniger kosten als ursprünglich gedacht. Bei den Autos mit 1,6 Liter Hubraum werde neben dem Software-Update noch ein neuer, etwa zehn Euro teurer Sensor im Luftfilter benötigt, um die Schadstoffemissionen auch im Alltagsverkehr innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte der Euro-5-Norm zu halten, schrieb die "Wirtschaftswoche" am Donnerstag in einer Vorabmeldung ohne Quellenangabe. "Das wäre eine riesige Entlastung für den Konzern, seine Kunden und Aktionäre", erklärte Auto-Analyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI in einer Studie.

zdh/wen (dpa, rtr)