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Rollentausch

Das Interview führte Jochen Kürten17. Oktober 2008

Sonst verfilmt Regisseur Volker Schlöndorff Literatur von großen Autoren. Mit "Licht, Schatten und Bewegung" hat er ein eigenes Buch vorgelegt. Er ist damit selbst in die Rolle des Schriftstellers geschlüpft.

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Triumph mit der BlechtrommelBild: picture-alliance / KPA Honorar und Belege

DW-World.de: Herr Schlöndorff, man kennt sie ja als Filmregisseur in erster Linie, jetzt sind Sie aber ausdrücklich als Autor hier eingeladen auf dieser Buchmesse. Sie haben ein Buch mitgebracht, was ist das für ein Buch?

Volker Schlöndorff: Naja, ich erzähle mein Leben und auch meine Filme, aber hauptsächlich mein Leben, also das was sonst noch gewesen ist, und was ja das eigentliche ist, was bleibt wenn man zurückblickt. Die Filme sind da, die gibt’s, das war die Arbeit, aber die Arbeit des Lebens die bei mir gerade in den Filmen nicht so vorkommt weil ich ja meistens Literatur verfilmt habe, also ich habe ja nicht in der Ich-Form Filme erzählt, und jetzt habe ich mich halt in der Ich-Form erzählt.

Das merkt man beim Buch, das ist ja ein Buch über das eigene Ich, und vor allen Dingen verschränkt sich ja das Leben und die Arbeit bei Ihnen auch.

Natürlich gibt es immer diese Wechselwirkungen zwischen den Büchern die ich verfilmt habe und im welchem Moment im Leben, das ist mir natürlich beim Aufschreiben noch klarer geworden. Diese Verschränkungen habe ich versucht selbst zu erzählen, es ist wirklich ein erzähltes Leben, nicht wirklich analysiert, die Analyse kann der Leser dann selbst machen.

Als Film-Regisseur arbeitet man ja im Team zusammen, als Buchautor ist man relativ einsam, wie ist es Ihnen dabei ergangen?

Ich hab schon immer im Leben geschrieben. Habe mich als Jugendlicher an Kurzgeschichten versucht und Tagebuch geschrieben. Und immer wenn die Schriftsteller mir sagten, dann schreib doch selbst, dann schreib doch wirklich, da hab ich gesagt ich könnte mich nie einschließen und am Schreibtisch sitzen mit dem Gefühl, draußen am Fenster geht das Leben vorbei, da hat der Günther Grass mich angeguckt und gesagt "und was meinste wie ich mich fühle am Schreibtisch". Mir ist es jetzt, wo ein großer Teil meines Lebens vorbei ist, recht leicht gefallen. Man ist ja nicht allein, sondern mit denen über die man schreibt. Also, es war eine schöne Zeit.

Sie hatten ja große Erfahrungen im Austausch mit Schriftstellern, mit den ganz berühmten, Böll, Grass, Max Frisch - um einige zu erwähnen. Hat das irgendwie abgefärbt?

Naja, ich wusste immerhin wie man ein Buch angeht, das habe ich beobachtet und ziemlich viel diskutiert, gerade mit Max Frisch und so, dass man ein paar Ideen hat, die man aufschreibt, dass man eine erste Fassung hat, die man zunächst mal einfach hinschreibt, der Assoziation freien Lauf lassend, das hab ich wieder von Grass übernommen, auch wenn irgendwas von der Seite reinschlägt, macht nichts: Gleich aufnehmen, den Faden hinschreiben, weil man muss es sowieso ein zweites Mal schreiben. Also beim Abschreiben hat es wieder eine andere Ordnung, also ich wusste es würde mehrere Fassungen geben, es ist wie beim Film, da hat man zunächst einen Rohschnitt und da ist man ganz entsetzt und denkt das wird nie was, bis man dann allmählich zu dem Feinschnitt und zu der endgültigen Fassung kommt

Sie haben ja nicht nur mit den deutschsprachigen Autoren mit den Großen zusammengearbeitet, Sie sind ja dann später auch nach Amerika gegangen, haben da ja auch einen ganz großen der amerikanischen Literatur getroffen, Arthur Miller. Wie war das?

Nun gut, Arthur Miller war ja vor allen Dingen Dramatiker, Arthur Miller ist wirklich ein Theatermann, Arthur Miller geht zwei drei Mal in der Woche zum Broadway um Schauspieler zu treffen, um Proben anzuschauen, er ist sehr sehr viel näher an meinem Metier gewesen.

Wie wird es jetzt weitergehen, Sie haben gesagt Sie freuen sich wieder aufs Filmemachen, wird es Literatur oder ein Buch vielleicht?

Also zunächst soll es ein Film werden, an dem ich jetzt anfange zu schreiben, ein Originaldrehbuch, aber ich kann gar nicht anders, ich lese auch Sachen, die zum Beispiel hier auf der Buchmesse sind und da gib es schon Sachen die mich reizen.

Das Interview führte Jochen Kürten während der Buchmesse in Frankfurt 2008.