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Lifestyle

Virtuell gegen die Angst - ein Computerprogramm hilft gegen Phobien

21. Februar 2013

Jeder Mensch hat ab und zu Angst, und das ist sinnvoll, weil Angst vor Gefahren warnt. Wenn die Angst vor bestimmten Dingen aber nicht mehr kontrollierbar ist und die Angstauslöser eigentlich gar nicht bedrohlich sind, sprechen Mediziner von einer Phobie. Bei der Therapie helfen jetzt virtuelle Welten.

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Bei Menschen mit einer Phobie kann eine harmlose Spinne Panik auslösen. Oder eine Fahrt im Auto, große Höhen oder volle Plätze. Phobien schränken das Leben der Betroffenen stark ein. Ängste lassen sich gut durch Verhaltenstherapie überwinden. Eine wirksame Behandlungsmethode ist die Exposition oder Konfrontationstherapie. Ein Mensch mit Höhenangst steigt dabei beispielsweise auf einen Turm. Wer Angst vor dem Fliegen hat, setzt sich mit dem Therapeuten in ein Flugzeug. Ziel ist dabei, sich der beängstigenden Situationen in der Realität zu stellen und die Begegnung mit dem Angstauslöser auszuhalten. Die Betroffenen lernen, dass die Situation zwar Angst auslöst, einem aber nichts passiert. Das Problem der Konfrontationstherapie: Sie ist sehr zeitaufwändig und unter Umständen teuer. Und reale Situationen lassen sich vom Therapeuten oft nicht optimal kontrollieren. Wissenschaftler der Universitäten in Münster und Würzburg haben eine neue Therapieform entwickelt: die virtuelle Konfrontationstherapie. Dabei werden Angstzustände in einem virtuellen Raum kontrolliert nachgestellt. Die Probanden ziehen dabei spezielle Monitorbrillen auf, mit denen sie sich wie in der Situation fühlen, vor der sie Angst haben. Der Raum mit den Spinnen oder der Blick vom Turm fühlt sich so sehr real an, obwohl alles im Labor stattfindet. Die Angst der Menschen mit Phobie ist real und bewirkt körperliche Symptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen und Atemnot. Vorteile des Computerprogramms sind, dass die Patienten leichter zu motivieren sind, virtuell einen Blick vom Turm in die Tiefe zu wagen als tatsächlich hochzusteigen. Und eine Monitorbrille aufzusetzen ist einfacher als einen Raum voller Spinnen zu betreten. Einen Lerneffekt haben aber - genau wie die tatsächliche Konfrontation - auch die Konfrontation mit der Angst in der virtuellen Welt. Die Angstpatienten merken, dass ihnen in der Höhe, beim Kontakt mit Spinnen et cetera nichts passiert und die Angst langsam abnimmt. Den Kontakt zu einem Therapeuten kann auch das neue Verfahren nicht ersetzen. Denn er sollte die Situation überwachen und den richtigen Zeitpunkt dafür wählen.