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Vier weitere Hinrichtungen in Pakistan

21. Dezember 2014

Die De-facto-Wiedereinführung der Todesstrafe nach dem Massaker in Peschawar scheint Pakistan recht "großzügig" auszulegen. Unter den Exekutierten ist ein Russe, der seine Unschuld beteuert hatte.

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Das Gefängnis der pakistanischen Stadt Faisalabad (Foto: picture-alliance/dpa/I. Sheikh)
Bild: picture-alliance/dpa/I. Sheikh

In Pakistan sind vier weitere Terroristen gehängt worden. Die Männer seien für ihre Beteiligung an einem erfolglosen Anschlag auf den damaligen Militärmachthaber Pervez Musharraf im Jahr 2003 hingerichtet worden, teilte der Innenminister der Provinz Punjab, Shuja Khanzada, mit. Nach dem Schulmassaker am Dienstag in Peschawar hatte Premierminister Nawaz Sharif eine 2008 angeordnete Aussetzung der Todesstrafe für Terroristen beendet. Am Freitag waren die ersten beiden Todesurteile vollstreckt worden. Bei dem Angriff auf die Schule waren mehr als 150 Menschen getötet worden, die meisten davon Kinder oder Jugendliche.

Die pakistanischen Taliban (TTP) drohten Regierung und Armee mit dem Sturm von Gefängnissen, sollten die Hinrichtungen andauern. "Ihr habt unsere Kinder getötet und wir haben Eure getötet", hieß es in einer TTP-Mitteilung. "Wir wissen immer noch, wie man Rache nimmt." Die Regierungen in vier Provinzen forderten daraufhin den Schutz der Armee für Gefängnisse an, in denen Taliban-Kämpfer inhaftiert sind. Vor mehreren Haftanstalten wurden Soldaten stationiert.

Achlak verschleppt und Vorwürfe gegen ihn erfunden?

Die Exekutionen wurden im Gefängnis der Stadt Faisalabad (Artikelbild) durchgeführt. Unter den Hingerichteten ist auch der Russe Achlas Achlak, der seit 2003 in Haft war. Dies wurde vom Außenministerium in Moskau inzwischen bestätigt. Zuvor hatten russische Diplomaten bekannt gegeben, einen Aufschub der Urteilsvollstreckung bis Montag ausgehandelt zu haben.

Der 35-jährige Achlak hatte neben der russischen auch die pakistanische Staatsbürgerschaft. 2005 verurteilte ihn ein Gericht wegen Beteiligung an dem versuchten Attentat auf Musharraf zum Tode. Er beteuerte stets seine Unschuld. Seine Mutter beschuldigte die pakistanischen Behörden, ihren Sohn "verschleppt" und die Vorwürfe gegen ihn "erfunden" zu haben.

8000 zum Tode verurteilte Häftlinge

Nach Angaben des Innenministeriums in Islamabad sitzen in pakistanischen Gefängnissen rund 8000 zum Tode verurteilte Häftlinge. Knapp 30 Prozent davon sind als Terroristen verurteilt worden. Bei einem US-Drohnenangriff wurden am Samstag im Stammesgebiet Nord-Waziristan nach Angaben aus pakistanischen Geheimdienstkreisen mindestens sechs Extremisten getötet. Pakistanische Kampfjets und Sicherheitskräfte töteten weitere 28 Extremisten in und um Peschawar. Unter den Toten sind zwei Kämpfer, die den Terrorangriff am 16. Dezember auf eine von der Armee betriebene Schule in der Stadt unterstützt haben sollen.

Seit diesem Massaker haben die Sicherheitskräfte ihre Offensive gegen die sunnitischen Islamisten verstärkt. Seither wurden in Pakistan 170 Extremisten getötet. Das Land blieb auch am Sonntag in Alarmbereitschaft. Die Winterferien für alle Schulen und Universitäten wurden eine Woche vorgezogen. Die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, an Bahnhöfen und an den Einfallstraßen aller größeren Städte wurden verschärft.

sti/haz (dpa, ape, Rianovosti)