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Leid der Zivilisten

17. Februar 2009

In Afghanistan sind im vergangenen Jahr über 2000 Zivilisten getötet worden - mehr als je zuvor seit dem Sturz der Taliban. Auch die Grenzregion zu Pakistan kommt nicht zur Ruhe. Dort wurde die Scharia wieder eingeführt.

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Die in Decken gewickelten Leichen von 35 toten Zivilisten nach einem Anschlag auf einen NATO-Konvoi (Archiv). Quelle: ap
Bei jedem Anschlag in Afghanistan sterben vor allem Zivilisten. Insgesamt mehr als 2000 Menschen allein in 2008Bild: picture-alliance/ dpa

Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan teilte am Dienstag (17.02.2009) in Kabul mit, die Zahl der zivilen Opfer sei 2008 im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Prozent auf mehr als 2000 gestiegen. Für 55 Prozent der getöteten Zivilisten seien Aufständische wie die Taliban verantwortlich gewesen. Knapp 40 Prozent der Opfer seien von afghanischen oder internationalen Truppen besonders bei Luftangriffen getötet worden.

Nato widerspricht

Nato-Soldaten in Afghanistan. Quelle: ap
Die NATO bemüht sich um Frieden in AfghanistanBild: AP

NATO-Sprecher James Appathurai widersprach in Brüssel diesen Zahlen: Die Taliban und deren Helfer seien für etwa 80 Prozent der zivilen Todesopfer verantwortlich. "Wir sollten die Schuldigen sehr klar benennen", sagte der NATO-Sprecher. "Die Taliban kämpfen aus zivilen Wohngebieten heraus und ziehen sich nach den Angriffen dorthin zurück. Sie setzen Zivilisten ganz bewusst der Gefahr aus und versuchen, sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen." Die NATO bemühe sich intensiv, zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden. "Können wir das noch verbessern? Wir können und sollten das tun", sagte der Sprecher.

NATO-eigenen Zahlen zufolge seien 97 Menschen durch die Afghanistan-Schutztruppe ISAF getötet worden, außerdem rund 130 durch US-Soldaten der "Operation Enduring Freedom". Knapp 1000 Menschen seien jedoch durch Aufständische getötet worden. Über Todesopfer durch die afghanische Armee werden keine Angaben gemacht.

Helfer in Gefahr

El Kaida Terroristen. Quelle: ap
El Kaida ist in der Grenzregion zu Pakistan aktivBild: AP

Die Vereinten Nationen riefen die Konfliktparteien erneut dazu auf, zivile Opfer zu vermeiden. Deren wachsende Zahl bereite "große Sorge". Auch die Zahl der getöteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen habe sich im Berichtszeitraum verdoppelt, heißt es in dem UN-Bericht. 38 Helfer seien getötet und 147 weitere entführt worden. Die Arbeit von Hilfsorganisationen werde so immer schwieriger.

Scharia gilt wieder

Das gilt auch für das Grenzgebiet zu Pakistan. Dort machte die pakistanische Regierung jetzt ein umstrittenes Zugeständnis: Das islamische Recht, die Scharia, wird wieder eingeführt. Damit will die Regierung die konservativen, aber moderaten Stammesführer für sich gewinnen und den Extremisten der Taliban und der El Kaida den Wind aus den Segeln nehmen.

Männer in pakistanischen Gewändern
Der Kampf der Taliban hat Konsequenzen: Im Nordwesten wird die Scharia wieder eingeführtBild: AP

Diese haben in den vergangenen Jahren an Einfluss gewonnen und 2007 einen Aufstand gegen die pakistanische Regierung begonnen. Die Regierung der Atommacht Pakistan hat über weite Teile des Swat-Tals und der halbautonomen Stammesgebiete an der afghanischen Grenze keine Kontrolle mehr.

Die Einführung der Scharia wurde von Beobachtern als Einständnis dieser Schwäche und als Sieg der Extremisten verzeichnet. Auch die Nato zeigte sich besorgt über die Entscheidung der pakistanischen Regierung. Damit könnten Extremisten einen sicheren Zufluchtsort bekommen, sagte ein Nato-Sprecher. (ako)

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