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Viele Verletzte bei Zusammenstößen in Eriwan

21. Juli 2016

Kidnapping und blutige Proteste: Die Gewalt in Armenien eskaliert. In der Hand radikaler Oppositioneller sind immer noch hochrangige Polizisten - als Faustpfand für eine Galionsfigur, die freigepresst werden soll.

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Zusammenstöße zwischen Aktivisten und der Polizei in Eriwan (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Photolure/V. Baghdasaryan

Vor dem Hintergrund einer noch laufenden Geiselnahme hat es in der armenischen Hauptstadt Eriwan heftige Zusammenstöße zwischen der Polizei und Anhängern der Opposition gegeben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden mehr als 50 Menschen verletzt, ungefähr die Hälfte davon Polizisten. Die Sicherheitskräfte nahmen etliche Demonstranten fest, nachdem diese die Beamten am Ort der Geiselnahme mit Steinen beworfen hatten. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, um die Kundgebung aufzulösen.

Vor dem Polizeigebäude im Viertel Eribun, wo sich die Geiselnahme abspielt, hatten rund 2000 Demonstranten Barrikaden errichtet. Wie ein AFP-Reporter berichtet, werden dort weiterhin vier Polizisten festgehalten, darunter der Vizechef der armenischen Polizei und der stellvertretende Leiter der Polizei in Eriwan. Bewaffnete Männer hatten am Sonntagmorgen mehrere Polizisten gekidnappt, um die Freilassung des Oppositionsführers Dschirair Sefiljan zu erzwingen.

"Paschinjan soll Nahrungsmittel bringen"

Der Vorsitzende der moderaten Oppositionspartei Bürgerliche Vereinbarung, Nikol Paschinjan, sagte, von den Festnahmen im Zuge der Kundgebung seien auch 15 Politiker seiner Partei betroffen. Die Demonstranten hatten gefordert, die Polizei solle Paschinjan erlauben, Nahrungsmittel zu den Geiselnehmern zu bringen. Die Kidnapper verlangen den Rücktritt von Präsident Sersch Sarkissjan und die Freilassung von Sefiljan, der seit Juni wegen Waffenbesitzes in Haft ist.

Sefiljan und sechs seiner Anhänger, die ebenfalls im Gefängnis sitzen, wird vorgeworfen, die Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant zu haben. Sefiljan war bereits 2006 einmal festgenommen worden, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz aufgerufen hatte. Nach anderthalb Jahren kam er wieder frei. 2015 wurde er erneut unter Umsturzverdacht vorübergehend inhaftiert.

Sefiljan hatte in den 80er Jahren im libanesischen Bürgerkrieg an der Verteidigung des armenischen Viertels von Beirut teilgenommen. In den 90er Jahren kämpfte er in der mehrheitlich armenischen Region Berg-Karabach für deren Abspaltung von Aserbaidschan.

jj/fab (dpa, afp)