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Viele Tote im Süden des Sudan

5. Februar 2011

Bei Kämpfen zwischen Soldaten im Süden des Sudan wurden 20 Menschen getötet. Im Norden in Karthoum protestieren seit Tagen Demonstranten gegen gestiegene Lebensmittelpreise und die Einschränkung ihrer Freiheit.

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Vor allem junge Menschen haben zum Protest aufgerufen (Bild: AP)
Vor allem junge Menschen haben zum Protest aufgerufenBild: AP

Bei Schießereien in der Nähe der Stadt Malakal im Südsudan sind nach offiziellen Angaben am Samstag (05.02.2011) 20 Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder und ein UN-Fahrer. Die Kämpfe brachen unter Soldaten in einer Kaserne am Flughafen der Stadt aus, als sich einige Soldaten weigerten, dem Marschbefehl nach Norden zu folgen.

In der Kaserne sind gemeinsame Einheiten aus nord- und südsudanesischen Soldaten stationiert, die nach dem Friedensabkommen von 2005 aufgestellt wurden. Die bislang nicht festgelegte Grenze zwischen dem Norden und dem Süden des Sudan, wo sich ein Großteil der Ölreserven des Landes befindet, gilt als größte Konfliktregion des Landes. Der Süden hatte in einem Referendum im Januar 2011 für die Unabhängigkeit und die Abspaltung vom Norden gestimmt. Die gemeinsamen Truppen sollen nun bis Juli aufgelöst werden, wenn auch die im Friedensabkommen vereinbarte Übergangsphase ausläuft.

Auch im Norden Unruhe

Ähnlich wie in Ägypten haben am Freitag auch im Sudan junge Menschen zu den Demonstrationen aufgerufen. Die Protestaktionen richteten sich vor allem gegen den starken Preisanstieg. Die Regierung hatte die Subventionen für Benzin und Zucker gekürzt. Nachdem die Demonstrationen in der Hauptstadt Khartum, im nördlichen Teil des Landes, begonnen hatten, weiteten sie sich auch auf andere Städte aus. Die Polizei hat in den vergangenen Tagen bereits dutzende Demonstrationen gewaltsam aufgelöst und hunderte Menschen inhaftiert.

Gewalt gegen Demonstranten

Polizisten gehen gewaltsam gegen Demonstranten vor (Bild: dpa)
Polizisten gehen gewaltsam gegen Demonstranten vorBild: picture alliance / dpa

Die Sicherheitskräfte gehen nach ägyptischem Vorbild verstärkt gegen die politische Opposition vor. Nach Angaben der kommunistischen Partei wurden mehrere Journalisten der Parteizeitung sowie ein Mitglied des Zentralkomitees festgenommen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den sudanesischen Behörden unangemessene Gewalt gegenüber Demonstranten vorgeworfen. Ein Student war bei den Protestmärschen ums Leben gekommen. Mindestens 20 Demonstranten würden vermisst, teilte die Organisation mit. Misshandlung und Folter von politischen Gegnern durch die Sicherheitsbehörden in der Vergangenheit würden große Sorgen um das Schicksal der Festgenommenen wecken, sagte HRW-Afrikadirektor Daniel Bekele. Die Behörden sollten die festgenommenen Demonstranten entweder anklagen oder freilassen. Auch die verschärfte Zensur gegenüber unabhängigen Medien müsse zurückgenommen werden, forderte er.

Baschir unter Druck

Präsident Omar Hassan al-Baschir (Bild: AP)
Präsident Omar Hassan al-BaschirBild: AP

Sudans Präsident Omar al-Baschir könnte durch die Proteste nun zunehmend unter Druck geraten. Sicherheitsexperten schätzen die derzeitige Lage im Land durchaus brenzlig ein. Die Entwicklungen in Ägypten hätten unweigerlich auch Auswirkungen auf den Sudan, sagte Emmanuel Kisangani vom Institut für Sicherheitsstudien im südafrikanischen Pretoria. Sollte Husni Mubarak in Ägypten zurücktreten, sei es auch denkbar, dass Baschir durch die Proteste aus dem Amt gezwungen werde. Die Präsidenten des Sudan und Ägyptens seien Alliierte, die Länder unterhielten enge wirtschaftliche und politische Beziehungen.

Omar al-Baschir gilt ohnehin als geschwächt. Der Internationale Strafgerichtshof will ihm wegen Kriegsverbrechen und Völkermords in der Region Darfur den Prozess machen. Und nicht zuletzt durch die bevorstehende Abspaltung des Südsudan im Sommer wird er deutlich an Einfluss verlieren.

Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, dapd, epd, rtr)
Redaktion: Christine Harjes/Nicole Scherschun