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Viele Tote bei Protesten in Äthiopien

8. August 2016

Bei Demonstrationen gegen die Regierung in Äthiopien sind nach Angaben von Amnesty International am Wochenende etwa 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Sicherheitskräfte hätten "exzessive Gewalt" angewendet.

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Äthiopien Regierungssoldaten (Archivbild: picture alliance/AP Photo/ltomlinson)
Äthiopische Regierungssoldaten (Archivbild)Bild: picture alliance/AP Photo/ltomlinson

So sei in der Oromia-Region nahe der Hauptstadt Addis Abeba sowie in der nördlichen Amhara-Region mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vorgegangen worden, berichtete Amnesty International (AI). Hunderte Demonstranten seien bei den Protesten am Wochenende verletzt worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation weiter.

In den beiden Regionen seien Tausende Menschen für politische Reformen und die Einhaltung der Gesetze auf die Straße gegangen. Die Organisation rief die Behörden auf, die Verbrechen durch eine baldige und unabhängige Untersuchung aufzuklären.

Das schlimmste Blutvergießen habe in der nördlichen Stadt Bahir Dar stattgefunden, wo mindestens 30 Menschen an einem Tag getötet wurden. Die Polizei habe am Sonntag in Bahir Dar in die Menge der Demonstranten geschossen ebenso wie am Samstag in der Stadt Gondar, wo mindestens sieben Menschen getötet wurden.

Unterschiedliche Zahlen

Berichte über die massive Gewalt gegen Demonstranten kommen auch von Diplomaten und dem Chef des oppositionellen Oromo-Volkskongresses, Merera Gudina. Es gebe Meldungen über 48 bis 50 Todesopfer am Wochenende in der Region Oromia, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die Opferzahl drohe zu steigen, weil es zahlreiche Verletzte gebe.

Karte von Äthiopien mit Regionen Oromia und Amhara (Grafik: DW)
In den Regionen Oromia und Amhara kam es zu massiver Polizeigewalt

Ein Diplomat sprach von 49 Todesopfern in Oromia und Amhara. Offenbar hätten sich in den Gebieten spontane Proteste ausgebreitet. "Die brutale Reaktion der Regierung droht noch mehr Wut auszulösen und es schlimmer zu machen", sagte der Diplomat, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Die äthiopischen Behörden blockieren seit Freitag den Zugang zu sozialen Online-Netzwerken. Diese spielen in dem ostafrikanischen Land eine zentrale Rolle bei der Organisation von Protesten.

Volksgruppe protestiert

Die Volksgruppe der Oromo in der Verwaltungsregion Oromia protestiert seit November friedlich gegen das Vorhaben der Regierung, Teile der Region der Hauptstadt Addis Abeba anzugliedern. Die Bauern fürchten, ihr Land zu verlieren. Zudem fühlen sich viele Oromo, die ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, in der Politik unterrepräsentiert.

Zwar haben die Behörden den Plan für die Hauptstadt inzwischen fallengelassen. Nun richten sich die Proteste gegen die Brutalität der Sicherheitskräfte.

Immer wieder gibt es Berichte über massive Gewalt gegen Demonstranten in Äthiopien. Bereits im Juni hatte die Organisation Human Rights Watch der Polizei des Landes vorgeworfen, mehr als 400 friedliche Demonstranten getötet und Verhaftete misshandelt, gefoltert oder vergewaltigt zu haben. Auch am Wochenende wurden laut Amnesty wieder Hunderte Menschen festgenommen und ohne Anklage in inoffiziellen Gefängnissen festgehalten.

gri/pab (epd, dpa, afp)