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Viele Gruppen bekämpfen US-Truppen im Irak

Peter Philipp30. Oktober 2003

Die Gewalt im Irak ist allgegenwärtig und richtet sich vor allem gegen die Besatzungsmächte. Wer steckt dahinter? Zieht die Terrororganisation "El Kaida" im Hintergrund die Fäden oder sind andere Gruppen verantwortlich?

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Immer wieder Ziel der Gewalt: ausländische Soldaten und ZivilistenBild: AP
Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera zeigt Videoaufnahmen von Ossama Bin Laden Quiz 50 Jahre Deutsche Welle Frage 9
Angeblich einer der Organisatoren der Anschläge im Irak: der mutmaßliche Terrorist Osama bin Laden (Archiv)Bild: AP

Verbindungen zwischen dem Regime Saddam Husseins und Terrorgruppen wie "El Kaida" oder den Anschlägen vom 11. September haben die Vereinigten Staaten bisher nicht nachweisen können, obwohl Präsident Bush bereits des öfteren Andeutungen in diese Richtung gemacht hat. Experten bezweifelten solche Querverbindungen auch, weil jede ideologische Verwandtschaft zwischen beiden fehlte.

Seit einigen Tagen allerdings verstärken sich Anzeichen, dass der Irak zumindest einigen Mitgliedern der "Kaida" in der Vergangenheit Unterschlupf gewährte und dass er seit dem Sturz des Saddam-Regimes mehr als je zuvor zum Anziehungspunkt flüchtiger "Kaida"-Aktivisten geworden ist, die teilweise auch an den fast täglichen Angriffen und Anschlägen auf amerikanische Truppen im Irak beteiligt sein sollen.

Dicke Fische im Netz

Paul Bremer
Paul Bremer, Chef der amerikanischen Zivilverwaltung im IrakBild: AP

Paul Bremer (Foto), der Chef der amerikanischen Zivilverwaltung im Irak, hat inzwischen bekannt gegeben, dass die Amerikaner bisher 19 "Kaida"-Angehörige inhaftiert hätten, die Teil einer Gruppe von 248 Ausländern sind, denen man Beteiligung an Anschlägen vorwirft. Über die genaue Identität der Festgenommenen hat Bremer sich nicht ausgelassen. Aber es gilt als sicher, dass es sich bei den "Kaida"-Verdächtigen um Angehörige von "Ansar al Islam" handelt, einer radikalen islamistischen Gruppe, die sich vor dem Krieg im kurdischen Norden festgesetzt hatte. Laut Washington erhielt die Gruppe, die schon bei Beginn des Krieges zerschlagen wurde, Nachschub aus dem Iran.

Unter den noch gesuchten "Kaida"-Leuten im Irak sollen sich nach amerikanischen Angaben auch wenigstens zwei "dicke Fische" befinden: Abdul Rahman Yasin, der in den ersten Anschlag auf das New Yorker "World Trade Center" verwickelt war. Er stand ganz weit oben auf der Fahndungsliste des FBI und hat seit mindestens zehn Jahren im Irak gelebt; sowie Abu Musab al-Zarqawi, ein Jordanier, der mit "Ansar al Islam" verbunden ist und nun angeblich versucht, Geld und Nachschub für diese Gruppe zu organisieren. Zarqawi war eine Zeit lang im Iran inhaftiert und wurde dann freigelassen, und auch deutsche Geheimdienstkreise sagen diesem Mann Verbindungen zu "El Kaida" nach, weil er zusammen mit Osama Bin Laden Ausbildungslager für militante Palästinenser in Afghanistan betrieben habe.

Syrische Schleichwege

Die meisten ausländischen Kämpfer sind jedoch nicht zu "El Kaida" zu zählen, unter ihnen allein 123 Syrer. Sie sind in den Irak gekommen, um aus Überzeugung oder gegen Bezahlung gegen die Besatzer zu kämpfen. Wiederholt haben die USA Syrien beschuldigt, Schleichwege in den Irak offen zu halten, damit diese Trupps Verstärkung und Nachschub erhalten. Die Amerikaner sind überzeugt, dass diese ausländischen Freiwilligen in erster Linie von Angehörigen des gestürzten Saddam-Regimes angeheuert werden und in Washington nimmt man an, dass jetzt auch versucht wird, die Kluft zu "El Kaida" zu überbrücken, um auch diese in den Kampf gegen die Besatzer einzuschalten. Beweise hierfür sind bisher allerdings nicht vorgelegt worden.

Diese neue "Koalition" ist jedoch bei weitem nicht die einzige Erklärung für die täglichen Angriffe auf amerikanische Truppen. So muss man davon ausgehen, dass hierfür auch ehemalige Angehörige der irakischen Streitkräfte verantwortlich gemacht werden müssen, besonders Mitglieder verschiedener Spezialeinheiten, die entweder aus ideologischer Verblendung oder aus schierer Verärgerung über die Amerikaner agieren, weil deren Verwalter Paul Bremer bei Amtsantritt kurzerhand die irakischen Streitkräfte aufgelöst hatte. Zu diesen potenziellen Angreifern gesellen sich organisatorisch nicht miteinander koordinierte Gruppen und Grüppchen, die in verschiedenen Teilen des Landes ihrem Unmut über Willkür der Besatzer und über persönlich erlittenes Leid Luft machen.