Viele Europäer sind mit Ötzi verwandt
18. September 2016
Vor fünf Jahren gelang es, das Genom der Gletschermumie zu entschlüsseln, wie der Anthropologe Albert Zink bei einem Experten-Treffen im Ötztal berichtete. Aus den Erkenntnissen über Ötzi habe man Vieles ableiten können, unter anderem auch die Bevölkerungsentwicklung.
Ötzis mütterliche Linie findet sich dem Experten zufolge heute nicht mehr in Europa, die väterliche dagegen schon. Sie komme allerdings nur mit einer relativ geringen Häufigkeit von 0,1 bis 0,001 Prozent vor, so Zink. "Wir konnten auch zeigen, dass in abgelegenen Gegenden in Europa, vor allem in Sardinien und Korsika, mit einer sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit genau diese männliche Linie vorhanden ist."
Mit dem Begriff "Verwandtschaft" müsse man aus wissenschaftlicher Sicht vorsichtig sein. "Wenn wir von Verwandtschaft sprechen, dann gehen wir davon aus, das ist ein Ururahn, das ist ein Großvater, ein Urenkel, also einer, der direkt verwandt ist mit einer bestimmten Person", erläuterte der Anthropologe. Das jedoch könne man nach über 200 Generationen so nicht mehr rekonstruieren. Es handele sich heute um eine sehr weit gefasste Verwandtschaft zu Ötzi. "Im Grunde sind wir alle mit dem Ötzi mehr oder weniger verwandt. Weil er ein früher Europäer war."
2013 fanden Forscher durch eine Genanalyse etwa heraus, dass insgesamt 19 Männer aus Tirol der gleichen genetischen Untergruppe angehören.
Einer von Ötzis weitläufigen Verwandeten ist auch der Schweitzer Simon Gerber. Er wollte Ahnenforschung betreiben und ließ dafür sein Erbgut analysieren. Das Ergebnis zeigte, dass es viele Übereinstimmungen mit der DNA von Ötzi gibt. Eine Gemeinsamkeit ist etwa, dass Gerber laktoseintolerant ist, so wie es Ötzi auch vor fast 5300 Jahren war.
kis/uh (dpa)