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Viel zu klären in Japan

Judith Hartl 12. August 2003

Viele Regionen der Erde leiden unter einem verheerenden Mangel an sauberem Süßwasser. Das Weltwasserforum in Japan (16. bis 23.3.03) soll Wege aus dieser Wasser-Krise weisen.

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Es fließt nicht überall so selbstverständlichBild: Bilderbox

Viel war es nicht, worauf man sich beim Erdgipfel in Johannesburg im Sommer 2002 geeinigt hatte, aber immerhin fand sich zum Schluss zumindest ein kleiner gemeinsamer Nenner. "Es ist klar geworden", hieß es dort, "Wasser ist ein Schlüssel zur Bekämpfung der Armut. Wir wollen und das ist das große Ziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben - das sind heute 1,2 Milliarden Menschen - halbieren." Dementsprechend soll auch der Zugang zu sanitären Einrichtungen verbessert werden.

Das ist die Theorie. Die Praxis zeigt, wie ehrgeizig das Ziel gesteckt ist. Bislang sterben jeden Tag mehr als 6000 Kinder an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden. Denn in den Entwicklungsländern versickern 90 Prozent der Abwässer ungeklärt oder werden einfach - mitsamt Abfällen - in Flüsse geleitet. Am schlimmsten ist die Situation in den explosionsartig wachsenden Großstädten. In afrikanischen Metropolen sind beispielsweise nur etwa 20 Prozent der Häuser an eine Kanalisation angeschlossen.

Zeitbombe

Diese Zeitbombe könnte leicht entschärft werden, meint Professor Karl Hofius von der UNESCO. "Wenn wir bei kleinen Schritten, zum Beispiel bei der Abwasserentsorgung anfangen würden, dann würden wir schon sehr vielen Menschen helfen. Aber man muss eben damit beginnen und außerdem müssen auch die einfachen Technologien in diese Regionen gebracht werden."

Nach der Ansicht von Karl Hofius mangelt es jedoch am politischen Willen zur Umsetzung der Wasser-Ziele. Denn trotz der vielen Gipfel wie dem von Johannesburg und den Weltwasserforen zuvor in Den Haag und Marrakesch ist nicht viel passiert. Die Wasser-Verschwendung in den Industriestaaten steigt weiter und in den trockenen Gebieten der Erde - im Nahen Osten, in Nord-Afrika und in Südasien - wird Wasser immer knapper. Drücken wir in Deutschland einmal auf die Toilettenspülung, dann rauscht soviel Trinkwasser in die Kanalisation, wie ein Mensch in einem Entwicklungsland jeden Tag für Waschen, Trinken und Kochen braucht.

Kriegsgrund der Zukunft

Streit ums Wasser gibt es vor allem zwischen Ländern, die sich die Segnungen eines Flusses teilen müssen. "Häufig ist es den Ländern am Oberlauf der Flüsse gleichgültig, wie die Menschen am Unterlauf leben", stellte Bundespräsident Johannes Rau unlängst fest. Weder eine starke internationale Behörde noch völkerrechtlich verbindliche Vereinbarungen regelten bisher die Verteilung und Nutzung des Wassers, so der Politiker. "Darum ist es wichtig, dass wir internationale Zusammenarbeit stärken, damit Wassermangel nicht eine stete Quelle von Leid und Gewalt, von Vertreibung oder Krieg wird."

Wem also gehört das kostbare Nass, wer hat Ansprüche, wer muss wie viel dafür zahlen? Wie kann man in Entwicklungsländern Wasser sauber halten? Wie wirkt sich die Klimaerwärmung auf unser Süßwasser aus? Und müssen auch wir uns in den regenverwöhnten Gebieten um sauberes und ausreichendes Wasser Sorgen machen? In Japan, auf dem 3. Weltwasserforum, werden Experten und Politiker über all das diskutieren und hoffentlich auch verbindlicher festlegen, wie die Vorgaben vom Erdgipfel in Johannesburg umgesetzt werden können.