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Verwirrung um Flüchtlingstragödie

18. April 2016

Laut einem Medienbericht sind bei einem Bootsunglück im Mittelmeer mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Italienische Politiker bestätigen das Unglück - Küstenwache und UNHCR haben jedoch keine Informationen.

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Ein verlassenes Flüchtlingsboot auf Kos (Foto: picture alliance/dpa/S. Palacios)
Bild: picture alliance/dpa/S. Palacios

Ein Bericht des britischen Senders BBC sowie Aussagen italienischer Politiker über eine angebliche Flüchtlingstragödie im Mittelmeer sorgen für Verwirrung: Der arabische Dienst der BBC hatte berichtet, mehrere hundert Personen seien bei einem Bootsunglück ertrunken. Bis zu 400 Menschen seien ums Leben gekommen.

Erneute Tragödie im Mittelmeer...

"Es ist sicher, dass wir es genau ein Jahr nach der Tragödie in libyschen Gewässern wieder mit einer Tragödie zu tun haben", sagte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg. Die verunglückten Flüchtlinge waren demnach in Ägypten aufgebrochen. Konkrete Opferzahlen nannte er nicht. Man versuche, mehr Details und Informationen zu bekommen.

Auch Italiens Präsident Sergio Mattarella sprach am in Rom von einer "weiteren Tragödie im Mittelmeer". Nach seinen Worten gelten etwa 400 Flüchtlinge als vermisst. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor gesagt, er habe von Berichten über eine Katastrophe mit mehr als 300 Opfern gehört. Ein Sprecher wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass diese Informationen noch nicht bestätigt seien.

...oder doch nicht?

Der italienischen Küstenwache, die für die Seenotrettung zwischen Libyen und Italien zuständig ist, lagen nach eigenen Angaben dagegen keine Informationen über ein Bootsunglück vor. Die somalische Botschaft in Kairo konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bislang ebenfalls kein Unglück bestätigen bestätigen.

Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR ) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) konnten zunächst keine gesicherten Angaben über das Unglück machen. Man bemühe sich, die Berichte über die Vertretungen in Ägypten, Italien und Griechenland zu verifizieren, sagte der für Europa zuständige UNHCR-Sprecher William Spindler der Berliner Zeitung "Tagesspiegel".

Auch die griechische Küstenwache hat den UNHCR-Angaben zufolge keine Angaben über Überlebende gemacht, die nach Griechenland gebracht worden seien.

Weiteres Flüchtlingsboot in Seenot

Am Vormittag hatten italienische Rettungskräfte im Mittelmeer auf einem weiteren Flüchtlingsboot sechs Leichen gefunden. 108 Menschen seien gerettet und von einem Schiff aufgenommen worden, nachdem sie zuvor einen Notruf abgesetzt hatten, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Sie hätten den Rettern von den Toten auf ihrem Boot erzählt, die daraufhin ebenfalls an Bord geholt worden seien. Das Boot war unweit der libyschen Küste bei schwerem Wellengang in Seenot geraten. Die Flüchtlinge sollten nach Sizilien gebracht werden.

Das Mittelmeer ist schon für viele Flüchtlinge zur tödlichen Falle geworden. Im vergangenen Jahr starben nach IOM-Angaben mehr als 3700 Menschen auf der Überfahrt, in diesem Jahr bereits mehr als 730 Flüchtlinge.

Im April 2015 war vor der libyschen Küste ein Flüchtlingsboot mit vermutlich mehr als 700 Menschen an Bord gekentert. Mehr als 140 Leichen wurden geborgen. Nur 28 Menschen konnten gerettet werden.

cw/hf (dpa, rtr)