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Vertrauen aufbauen

Erik Bettermann30. Dezember 2002

DW-Intendant Erik Bettermann: "Egal ob es um den Nahostkonflikt oder um Steuererhöhungen in Deutschland geht - unsere ausgewogene Berichterstattung ist uns heilig."

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Erik BettermannBild: www.bremen.de

Liebe Hörerinnen und Hörer in aller Welt!

Ein Ereignis hat mich im vergangenen Jahr besonders berührt: Als im August weite Teile Tschechiens und Deutschlands vom Hochwasser der Elbe unter Wasser gesetzt wurden, als die Verzweiflung der Menschen vor Ort groß war, da kamen Spenden und Beleidsgrüße aus Ecken der Welt, die wir sonst nur als Orte der Bedürftigkeit und des Elends kennen.

Bei der Deutschen Welle kamen Dutzende von E-Mails und Briefen an mit mitfühlenden Worten aus Bangladesh, Pakistan und Indien - von Menschen, die in ihrer Heimat oft noch viel stärkere Umweltkatastrophen erleben als die Menschen in Deutschland. In bitterarmen Entwicklungsländern wie Mosambik wurde sogar ein Solidaritätskonzert zu Gunsten der Hochwasser-Opfer veranstaltet.

Diese Menschen beweisen, dass der verstorbene US-Senator und Begründer amerikanischer Austauschprogramme, James William Fulbright, Recht hatte. Der hat einmal gesagt: "Die Fähigkeit des Menschen, sich anständig zu verhalten scheint direkt zusammenzuhängen mit der Fähigkeit, andere Menschen als Individuen mit Gefühlen und menschlichen Motiven wahrzunehmen. Auf der anderen Seite hängt des Menschen Fähigkeit, barbarisch zu handeln wohl damit zusammen, dass er Gegner abstrakt wahrnimmt, als anonyme Gruppe mit einer feindlichen Ideologie."

Die Deutsche Welle möchte helfen, dass Menschen in aller Welt die Menschen anderer Kulturen als Individuen wahrnehmen mit Gefühlen und menschlichen Motiven. Wir wollen daran arbeiten, dass zwischen den Völkern ein Dialog entsteht. Nur wenn es eine gemeinsame Wissensbasis gibt, lassen sich Vorurteile abbauen und Vertrauen aufbauen.

Und die Ignoranz zwischen den Kulturen ist groß. Seien wir doch einmal ehrlich: Die breite Masse der Menschen weiß herzlich wenig über das Ausland. Was wissen die Deutschen zum Beispiel über den Islam? Was weiß die arabische Landbevölkerung über die besondere Beziehung zwischen Israel und Deutschland?

Zwischen den Völkern stehen Vorurteile und Ressentiments. Natürlich: Klischee-Vorstellungen gibt es reichlich: von fanatischen Moslems, draufgängerischen Amerikanern oder rechtsradikalen Deutschen - aber diese Klischees bilden nur einen verschwindend geringen Teil der Realität ab.

Die Deutsche Welle versucht, hinter die Stereotypen zu schauen. Egal ob es um den Nahostkonflikt oder um Steuererhöhungen in Deutschland geht - unsere ausgewogene Berichterstattung ist uns heilig. Nur wer glaubwürdig und unabhängig berichtet, kann vor dem Urteil der Hörer und Zuschauer in aller Welt bestehen.

Im vergangenen Jahr konnte sich die Deutsche Welle verstärkt als Stimme der Demokratie etablieren. So wurde zum Beispiel unser ukrainisches Radioprogramm ausgeweitet. Besonders stolz sind wir darauf, dass DW-TV der erste westliche Fernsehsender war, der nach dem Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan auf Sendung ging: mit Weltnachrichten in den Landessprachen Dari und Paschtu. Und was DW-RADIO angeht: alle unsere Hörfunkprogramme werden zur Zeit modernisiert: Sie bieten in neuem Audio-Design in dreißig Sprachen Informationen über Politik, Wirtschaft und Kultur.

Die Mitarbeiter der Deutschen Welle stammen aus über 60 Nationen. Wir alle bemühen uns Tag für Tag, dass Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, mit hochwertiger Information und Unterhaltung versorgt werden. Im neuen Jahr gibt es deshalb einiges zu feiern: Am 3. Mai 2003 wird die Deutsche Welle fünfzig Jahre alt, und das wollen wir mit Ihnen allen am 27. Juni feiern. Freuen Sie sich jetzt schon auf zahlreiche Sondersendungen rund um das Jubiläum der Deutschen Welle!

Für das kommende Jahr 2003 wünsche ich Ihnen allen, die Sie jetzt zuhören, alles nur erdenklich Gute, Gesundheit und Gottes Segen. Ich hoffe, dass Sie unseren Programmen auch im nächsten Jahr treu bleiben werden.