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Interview mit Andreas Rettig zur Saison

Olivia Fritz9. August 2013

Der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola bringt der Bundesliga weltweit noch mehr Aufmerksamkeit, sagt DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig im DW-Interview. Die Bundesliga stehe sehr gut da.

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DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundesliga geht in ihre 51. Saison. Der FC Bayern München ist erneut großer Favorit auf den Titel. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga DFL, Andreas Rettig, sieht aber auch Borussia Dortmund gewappnet für den Kampf um die Meisterschaft und die Bundesliga insgesamt auf einem sehr guten Weg.

DW: Der erste Titel der Saison, der Supercup, ging etwas überraschend an Borussia Dortmund, nicht an Bayern München - hat Sie das überrascht?

Andreas Rettig: Das Spiel war vom Spielverlauf her schon überraschend. Aber es war ein mitreißendes, packendes Spiel. Aber ich glaube, dass alle, egal, ob sie schwarz-gelb oder rot gekleidet waren, auf ihre Kosten gekommen sind an diesem Abend.

Werden die Bayern trotzdem die Bundesligasaison überstrahlen oder glauben Sie, dass der BVB mithalten kann?

Zunächst einmal überstrahlt die Verpflichtung von Pep Guardiola alles, das muss man klar sagen. Das ist nicht nur für den FC Bayern ein Ausrufezeichen, sondern insgesamt für die Bundesliga. Seine Verpflichtung garantiert ganz sicher auch europa- oder weltweit eine noch höhere Aufmerksamkeit für die Liga. Ob die Bayern dann am Ende tatsächlich sportlich so souverän durchmarschieren, muss man abwarten. Der Supercup hat gezeigt, dass auch mit den Dortmundern zu rechnen ist.

Nun ist mit Braunschweig ein Traditionsverein nach Jahrzehnten wieder mit dabei – tut so etwas der Liga gut oder glauben Sie, dass die Kluft zu den etablierten Vereinen zu groß ist?

Also ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mich als Traditionalist und als Fan der Bundesliga auf neue Namen, neue Vereine sehr freue, besonders wenn sie einen klangvollen und traditionsreichen Namen haben. So wie das vor zwei Jahren war mit dem FC Augsburg als 50. Bundesligist oder mit der Spielvereinigung Greuther Fürth, die in der Vorsaison dabei war. Ich glaube, das tut der Bundesliga gut und man ist geneigt, dem Underdog die Daumen zu drücken. Und wenn Sie es nicht weitersagen: Das tue ich auch.

Verraten wir nicht! Haben Sie die Sorge, dass die Kult-Klubs aussterben? In der vergangenen Saison hat es zum Beispiel den MSV Duisburg oder Alemannia Aachen erwischt.

Nein. Wir dürfen nicht den Fehler machen, dass ein Traditionsverein irgendeinen Bonus oder eine besondere Behandlung verdient hätte. Am Ende setzt sich - egal ob Traditionsverein oder Emporkömmling - die sportliche Leistungsfähigkeit durch. Da ist es entscheidend, dass in den Klubs ein kluges und verantwortliches Management in der Verantwortung ist. Beim MSV Duisburg ist es besonders bedauerlich, es ist allen, die an der Entscheidung beteiligt waren, unglaublich schwer gefallen, diese Lizenz zu verweigern. Aber es gab keine andere Wahl.

Die Duisburger Kevin Wolze (l.) und Daniel Brosinski hocken nach dem Spiel am Boden. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)
Am Boden: Der MSV Duisburg bekam keine Lizenz für Liga 2Bild: picture-alliance/dpa

Wie verantwortlich gehen die Bundesliga-Vereine denn mit den Finanzen um?

Wir haben uns ja nur an Zahlen und Fakten zu orientieren. Und die zeigen, dass es seit Bestehen der Bundesliga keinen Verein gegeben hat, dem während der Saison die Luft ausgegangen ist. Anders übrigens als in anderen großen Fußball-Nationen, wo es vorgekommen ist, dass Vereine während des laufenden Spielbetriebes in die Insolvenz gegangen sind. Allerdings rechnen einige Vereine Spitz auf Knopf. Dort ist besondere Sorgfalt und besonderes Hinschauen unserer Seite erforderlich. Wir arbeiten auch an der Verbesserung des Lizenzierungsverfahrens. Wenn man an die Nachlizenzierung denkt oder die Einführung des Konzernabschlusses zukünftig, wenn es auf der Generalversammlung so beschlossen wird. Es sind die richtigen Weichen gestellt.

Nicht nur das deutsch-deutsche Champions-League-Finale hat gezeigt: Die Bundesliga ist international top. Auch wirtschaftlich ist die Liga in vielen Belangen spitze. Nun gibt es Rekordsummen aus den TV-Einnahmen für die Klubs. Chance oder Gefahr?

Es ist dann eine Gefahr, wenn man nicht mit der nötigen Sorgfalt in die Kickerbeine investiert. Wenn man sieht, was die Vereine mit steigender Tendenz in die Nachwuchsleistungszentren investieren, dann sind das gute Signale. Von daher besteht kein Grund zur Sorge. Die Perspektive ist gut.

Geplant sind "Bewährungsstrafen" für Spieler und Fans. Wie sollen die genau aussehen?

Wir haben ein kontroverses Meinungsbild, bei der Frage "Bewährung ja oder nein?" was die Spielsperren der Spieler angeht. Deshalb haben wir uns da auch erstmal Zurückhaltung auferlegt. Was die Sanktionen gegen Vereine bei Ausschreitungen angeht, gibt es Einigkeit. Wenn es eine Chance gibt, gerechter zu bestrafen, nämlich Täter zu ermitteln und zu bestrafen, dann findet das überall Applaus und Anerkennung. Die Vereine sollen die Chance bekommen, sich ins Zeug zu legen und während der Bewährungszeit weitere Fakten zu liefern. Die Strafe kann herabgesetzt werden, wenn man bei der Aufklärung hilft und Täter ermittelt.

Die Mainzer Fans machen mit einem Transparent auf die Schweige-Aktion der Fußballfans in der 1. und 2. Bundesliga aufmerksam. (Foto: Arne Dedert/dpa)
Ungewohntes Bild der vergangenen Saison: Der Schweigeprotest der FansBild: picture-alliance/dpa

Fangewalt war ein großes Thema in der vergangenen Saison, da gab es etliche Fanproteste, Schweigeminuten und Sicherheitsgipfel. Sie haben viel mit Vertretern der Fanszene gesprochen. Welche Fortschritte sehen Sie beim Thema Gewalt im Fußball?

Es war damals ein wichtiges Signal, dass wir uns aufeinander zubewegt haben. Es war eine neue Erfahrung, die wir alle gemacht haben. Das sogenannte "12:12", der Schweigeprotest, lief im übrigen ausgesprochen friedlich ab. Von daher muss man auch den Verantwortlichen und Initiatoren ein Lob zollen. Wir sollten nicht nur immer mit dem Finger auf die Fans zeigen, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Sondern hier war es eine friedliche Protestbewegung, die auch entsprechende Wirkung gezeigt hat. Wichtig war, dass man alle Parteien an den Tisch bekommen hat und Verständnis von beiden Seiten gezeigt hat. Eine zunehmende Steigerung der Gewalt kann ich aus unserer Einschätzung nicht feststellen.

Verschärfter Anti-Doping-Kampf

Neben den Urinproben soll es bald auch Bluttests geben in der Bundesliga - warum und wie genau soll der Anti-Doping-Kampf aussehen?

Wir haben uns bereits Anfang des Jahres in den Managerrunden klar und deutlich dafür ausgesprochen, dass wir, was die Dopingkontrollen angeht, noch mehr verbessern und verfeinern wollen. Bisher gab es im Trainings- und Spielbetrieb "nur" Urinkontrollen. Das wird sich jetzt ändern, sobald die Verträge mit der NADA, der Nationalen Anti Doping Agentur, unterschrieben sind. Das wird in den nächsten Wochen geschehen. Dann wird ein Teil der Urinkontrollen ersetzt durch Blutkontrollen, um am Ende noch genauer möglichen Dopern auf die Spur zu kommen. Es werden zukünftig ca. 15 Prozent der Urinproben durch Blutproben ersetzt.

Das heißt, es kommt zu unangemeldeten Trainings- und Spielkontrollen?

Exakt. Sowohl beim Training als auch im Spiel, es ist beides möglich. Das hat eine weitere abschreckende Wirkung. Es besteht kein aktueller Anlass zur Sorge, sondern wir haben gesagt, wir wollen alles hinsichtlich der Integrität des Wettbewerbs tun. Wir wollen ein Zeichen setzen.

Sie sind nun seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der DFL, haben viel Staub aufgewirbelt mit Ihrer Forderung nach mehr Mitsprache der DFL beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Wie ist der Kontakt heute zum DFB?

Es ist ganz normal, wenn man so intensiv und gut zusammenarbeitet, dass es da auch mal Reibungen gibt und man nicht immer einer Meinung sein kann und sollte. Die Dinge, die es zu kritisieren gab, wurden angesprochen, wir haben uns ausgesprochen und jetzt sind wir in dem Stadium, in dem wir immer waren: nämlich in einem vertrauensvollen und guten Miteinander.

Das Interview führte Olivia Fritz.