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Verfrühte Hoffnungen

7. Dezember 2001

Die Hoffnungen auf eine Entspannung, aufgekeimt durch den überraschen Besuch des ägyptischen Außenministers Ahmed Maher in Israel und bei PLO-Chef Arafat, waren verfrüht. Ein Kommentar von Peter Philipp.

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Nur Stunden nach dem Besuch nahm das israelische Militär seine Angriffe auf Ziele im palästinensischen Autonomiegebiet wieder auf. Und das, obwohl eine 12-stündige Waffenruhe auf 24 Stunden ausgedehnt worden war und obwohl Arafat zuvor beteuert hatte, dass er die Hauptbedingung Jerusalems zu erfüllen bereit sei, nämlich gesuchte Anhänger der radikal-fundamentalistischen Gruppen wie "Hamas" festzunehmen.

Israelische Sicherheitsbehörden haben Arafats Verhaftungen zur Medienshow erklärt: Knapp 180 Hamas-Anhänger seien vor laufenden Kameras verhaftet worden. Es handle sich bei diesen nur um relativ unwichtige Mitläufer, nicht aber um die gesuchten Aktivisten. Und die meisten der Verhafteten seien lachend ins Gefängnis gezogen - offenbar in der Gewissheit, sehr bald wieder von dort freizukommen.

So jedenfalls war es in der Vergangenheit: Radikale blieben nie lange in Haft, zumindest solange sie sich nicht direkt gegen Arafat stellten. Gegen Israel konnten und durften sie aber meist ungestört agitieren. Und auch ihre Terror-Einsätze vorbereiten. Arafat war nicht bereit, sich mit den Radikalen zu überwerfen, weil dies vielleicht einen Bürgerkrieg bedeutet hätte. Nur: Er nahm damit billigend in Kauf, dass die Lage in den Palästinensergebieten sich weiter verschlechterte und dass die Konfrontation mit Israel sich weiter zuspitzte.

Das hängt nicht allein von der Person Ariel Scharons ab – auch Vorgänger Ehud Barak ließ Terror mit Gewalt beantworten. Und auch Jitzchak Rabin oder Schimon Peres fanden in der Vergangenheit keine andere Antwort: Gewalt kann nur mit Gewalt beantwortet werden. Übrigens nicht nur im Nahen Osten.

In Europa scheint man dies anders zu sehen, nicht aber in Washington. Dort sind die Differenzen zwischen George W. Bush und Scharon vergessen, der amerikanische Präsident spricht und handelt, als steckte er in der Haut des anderen. Und Bush riskiert damit sogar die Solidarität der Araber in seinem Kampf gegen den Terror.

Gleichzeitig aber setzt Washington seine Vermittlungsbemühungen fort, ergänzt durch den Einsatz der Ägypter. Beide hatten sich lange aus der Nahost-Vermittlung herausgehalten. Zu lange wohl, aber jetzt sind sie wieder da. Und es bleibt zu hoffen, dass sie nicht nachgeben: Beide Seiten müssen zur Vernunft gebracht werden, müssen wieder miteinander reden, längst gegebene Zusagen einhalten und vor allem: jede weitere Eskalation verhindern.