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Verfolgt, vertrieben, verachtet: Roma in Europa

7. April 2009
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Romakind in Bosnien-Herzegowina (Foto: Mirat Camdzic)
Bild: Mirsad Camdzic
Eine junge Frau greift sich in einem Zeltlager aus Protest gegen Abschiebung vor dem Dom in Essen ins Gesicht (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance / dpa

Anlässlich des internationalen Tags der Roma am 8. April rufen europäische Menschenrechtsorganisationen zur Integration der diskriminierten Bevölkerungsgruppe auf. Die Roma gelten seit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens als größte Minderheit innerhalb der Europäischen Union. In der Bundesrepublik leben mindestens 80.000 bis 120.000 Sinti und Roma. Neben Roma deutscher Staatsbürgerschaft gibt es viele Flüchtlinge und Vertriebene unter ihnen. Sinti und Roma ist die häufigste Eigenbezeichnung. Aber einige Roma bezeichnen sich auch selbst als Zigeuner.

Sinti und Roma in einem Slum nahe Lyon, Frankreich (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Roma sind europaweit stark von Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen. Die meisten der schätzungsweise acht bis zehn Millionen Roma Europas leben in Armut und sind benachteiligt. Auf dem Papier sind nationale Minderheiten durch europäische Regelungen geschützt, aber die Realität sieht häufig anders aus. Gerade Sinti und Roma, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, leben oft unter menschenunwürdigen Bedingungen auch in Westeuropa.

Sinti und Roma protestieren in Rom gegen prophylaktische Abnahme von Fingerabrücken (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Die Diskriminierung ist vielfältig. In Italien wurden Mitte 2008 Regelungen erlassen, um systematisch die Fingerabdrücke von Sinti und Roma zu sammeln. Die Maßnahme sollte der Kriminalitätsbekämpfung dienen. In der Folge gab es große Protestaktionen. Das Europäische Parlament forderte die italienische Regierung auf, diese Rassendiskriminierung sofort zu beenden.

Eine Gruppe Roma protestiert in Caklov (Slowakei) vor einem Polizeiauto (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Vor allem im südosteuropäischen Hauptverbreitungsgebiet der Sinti und Roma ist ihre Lage extrem schlecht und gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und Ghettoisierung. Häufig gibt es Übergriffe, auch von offizieller Seite. Manchmal kommt es zu Unruhen, und die Bevölkerungsgruppe wehrt sich gegen die Diskriminierungen, wie hier in der Slowakei.

Eine Gruppe von Roma-Kinder in ihrer Hüttelsiedlung unter einer Belgrader Autobahnbrücke (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

In vielen südosteuropäischen Ländern müssen nach UN-Angaben mehr als Drei-Viertel der Sinti und Roma von staatlicher Unterstützung oder Almosen leben. Kinder trifft es nach Angaben von Amnesty International besonders hart. Da sie oft von Bildung ausgeschlossen sind, verfestigt sich die schlechte Situation noch.

Pferdewagen der Roma nahe der rumänischen Hauptstadt Bukarest (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance / dpa

Die größte Zahl von europäischen Roma lebt in Rumänien, wo sie die am stärksten von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe ist. In einem UNICEF-Bericht zur Lage der Roma im Südosten Europas heißt es: "In den Slums und Ghettos der Städte und Dörfer wird am deutlichsten spürbar, wie sehr die Roma an den Rand gedrängt werden. Die Verhältnisse in diesen Siedlungen sind - mitten in Europa - oft nicht besser als in den ärmsten Entwicklungsländern."

Autor: Martin Ackermann

Redaktion: Kay-Alexander Scholz