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Verbalschlag gegen Bestechlichkeit

Oliver Samson 28. Mai 2003

Korruption ist ein globales Problem: Auf zwei Konferenzen in Seoul wird nach Möglichkeiten gesucht, diese Pest zu bekämpfen - und dabei mangelt es nicht an guten Worten.

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Korruption als rotes TuchBild: presse

Korruption ist ungerecht, Korruption ist schädlich für die Entwicklung von Gesellschaften, Korruption tötet. Und Korruption ist schon lange als globales Problem erkannt: "Verbrechen, Terrorismus und Korruption haben keinen Pass", sagte UN-General-Sekretär Kofi Annan bereits vor vier Jahren bei der Eröffnung der 9. International Anti-Corruption-Conference (IACC) im südafrikanischen Durban. "Sie zu lösen würde jede einzelne Nation überfordern. Ein Fortschritt in den nächsten Jahren verlangt nie dagewesene Zusammenarbeit zwischen den Menschen verschiedenster Kulturen."

Auf der Suche nach Gegengiften

Menschen verschiedenster Kulturen treffen sich auch zurzeit (25.-29.5.2003) in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul bei der inzwischen 11. Internationalen Anti-Korruptions-Konferenz unter dem Motto "Different Cultures, Common Values" (Unterschiedliche Kulturen, gemeinsame Ziele). Mehr als 850 Teilnehmer aus 115 Ländern diskutieren Wege zum gemeinsamen Ziel der Ausrottung der Korruption – und zum Aufbau einer transparenten Gesellschaft. In über 60 Workshops stehen die Korruption im Gesundheitswesen und Pharma-Konzernen, die wachsende Bedeutung der E-Governance (elektronischer Regierung und Verwaltung) und der Stärkung von Werten als Gegengift gegen die weltweit ausufernde Korruption zur Debatte.

Seit zwanzig Jahren bringt die IACC Theoretiker und Praktiker im Kampf gegen die Korruption zusammen, um Ideen und Informationen auszutauschen: Politiker, Regierungsbeamte, Geschäftsleute, Juristen, Wissenschaftler, Journalisten und Non-Gouvernement-Organisations (NGOs). Die weltweit führende NGO im Kampf gegen die Korruption, Transparency International, organisierte den diesjährigen Kongress in Zusammenarbeit mit der südkoreanischen Regierung. Der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun ließ es sich bei seiner Begrüßungsrede für die Teilnehmer am 25. Mai 2003 auch nicht nehmen, die Fortschritte seines Landes bei der Bekämpfung der Korruption hervorzuheben. "Koreas Wirtschafts-Reformen garantieren nun fairen und transparanten Wettbewerb", sagte Roo.

Lebensgefährlicher Kampf

Der Höhepunkt des Festakts, bei dem als Ehrengast auch der Theologe Hans Küng sprach, war aber die Verleihung des "Transparency Integrity Awards 2003", der weltweit bedeutensten Auszeichnung für besondere Verdienste im Kampf gegen Korruption. Die Auszeichnungen gingen in diesem Jahr an den indischen Journalisten Anna Hazare, der seit 20 Jahren im indischen Bundesstaat Maharashtra gegen Korruption kämpft, an den Samoaner Sua Rimoni Ah Chong und die Nigerianerin Dr. Dora Akunyili.

An ihrer Geschichte lassen sich exemplarisch die Probleme beim Kampf gegen Korruption ablesen. Akunyili, Generaldirektorin des nigerianischen Verbraucherministeriums, wurde bei ihrem Kampf gegen gefälschte Medikamente mehrfach mit dem Tod bedroht. Akunyili und ihren Mitarbeitern gelang es aber trotzdem, lebensgefährliche Pseudo-Medikamente im Marktwert von 16 Millionen US-Dollar konfiszieren und zerstören zu lassen – Tausende von Nigerianern verdanken ihr das Leben.

Es bleibt aber nicht immer bei Gewalt- und Morddrohungen. Posthum wurden wurden auch zwei Anti-Korruptions-Aktivisten geehrt, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlten: Der tunesische Journalist Abdelhae Beliardouh, der am 19. November 2002 an den Folgen brutaler Folterungen starb und der Mosambikaner Antonio Macuacua, der über korrupte Geschäftspraktiken der größten Bank seines Landes recherchierte – und in einem Büro eben jener Bank ermordet aufgefunden wurde.

Bush als Kämpfer gegen die Korruption

"Die Idee einer sauberen, fairen Gesellschaft ist ein gemeinsamer Wert und ein gemeinsames Ziel", rief die koreanische Justiz-Ministerin Kang Kum-sil am Ende des Festaktes den Delegierten zu. Bis zu diesem Ziel ist es jedenfalls noch ein weiter Weg. Einig dürften sich wohl alle Delegierten sein, dass die gemeinsame Idee gemeinsamer Anstrengung bedürfe – auch von Regierungsseite.

Von daher ist es ein gutes Zeichen, dass erstmals im direkten Anschluss an die IACC am selben Ort und sogar im selben Kongresszentrum vom 29. bis 31. Mai das Global Forum III stattfinden wird – eine zwischenstaatliche Anti-Korruptions-Konferenz von Regierungsvertretern. Auch der mächtigste Staatsmann der Welt wird sich dabei als Kämpfer gegen die Korruption profilieren: US-Präsident George W. Bush hat ein Grußwort versprochen. Es soll als Video eingespielt werden.