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Politik

Verbale Duelle bei Frankreichs Konservativen

22. November 2016

Im Endspurt um die Präsidentschaftskandidatur in Frankreich schenken sich die beiden verbleibenden Kandidaten nichts. Der sonst eher als zurückhaltend geltende François Fillon greift Alain Juppé an. Dieser kontert.

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Frankreich Francois Fillon im Gespräch mit Gilles Bouleau in Boulogne-Billancourt
François Fillon, der Überraschungssieger der ersten Runde der Vorwahl, im Sender TF1 Bild: Getty ImagesAFP/C. Archambault

François Fillon hat die Wirtschaftslage in Frankreich zu seinem Hauptthema im Wahlkampf gemacht. Nun warf er im Fernsehsender TF1 Alain Juppé vor, eine "Karikatur" aus seinem Programm zu machen, um verlorenes Terrain zu gewinnen. Juppé nannte im Gegenzug Fillons Ansichten "rückständig" und bewertete das Wirtschaftsprogramm seines Konkurrenten als "brutal". Beide waren am Sonntag als Bestplatzierte aus der ersten Runde der Vorwahl hervorgegangen und gehen am kommenden Sonntag in die Stichwahl.

Familie, Staatsgewalt, Heimat... 

Fillon sagte, er stehe für Werte und werde sich nicht dafür entschuldigen, sie zu verteidigen. Er verteidige die Familie, die Staatsgewalt und die Liebe zu seinem Land. Juppé, Bürgermeister von Bordeaux, hatte kurz zuvor vor Anhängern in Paris Fillons "äußerst traditionalistische, um nicht zu sagen (...) rückständige Sicht zur Rolle der Frauen, zur Familie, zur Ehe" angegriffen. Er erklärte bei dieser Gelegenheit, dass er in diesen Fragen "offener" sei als sein Konkurrent. "Meinen katholischen Mitgläubigen sage ich, dass ich dem Wort von Papst Franziskus näher stehe als der 'Demo für Alle' (la Manif Pour Tous - eine von Frankreich ausgehende Aktionsbewegung)."

Frankreich Alain Juppe in Paris
Alain Juppé gibt sich noch nicht geschlagen Bild: Getty Images/AFP/S. de Sakutin

Im Fernsehsender TF2 bekräftigte Juppé, nach seiner Niederlage vom Sonntag "keine Sekunde lang" daran gedacht zu haben, das Handtuch zu werfen. Jetzt komme es darauf an, wer in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl im Mai 2017 in der Lage sein werde, die Kandidatin Marine Le Pen von der rechtsextremen Partei Front National zu schlagen. Nur er könne das Lager der Rechten und der Mitte gegen Le Pen vereinen.

In der ersten Runde der Vorwahl war Fillon, der von 2007 bis 2012 unter Staatschef Nicolas Sarkozy Premierminister war, überraschend auf mehr als 44 Prozent der Stimmen gekommen. Der lange Zeit als haushoher Favorit gehandelte Ex-Premier Juppé, der mehrere Ministerämter inne hatte und von 1995 bis 1997 Premierminister war, erzielte knapp 29 Prozent.

Frankreichs Konservative bestimmen zum ersten Mal ihren Präsidentschaftskandidaten in einer Vorwahl. Die Abstimmung richtet sich zwar an Anhänger des konservativ-bürgerlichen Lagers, steht aber grundsätzlich allen wahlberechtigten Franzosen offen. Mehr als vier Millionen Menschen gaben in der ersten Runde eine Stimme ab, eine sehr hohe Beteiligung für eine Vorwahl.

se/mas (rtr, afp)