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Veröffentlichung in Rondo 6/2012

18. Dezember 2012

Eine Filmkritik von Guido Fischer

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2010 veröffentlichten Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen auf DVD das „Beethoven-Projekt“, bei dem nicht nur sämtliche Beethoven-Sinfonien in Live-Mitschnitten zu erleben waren. Regisseur Christian Berger drehte zudem eine sehenswerte Dokumentation über die Proben-Arbeit. Nun hat sich das Erfolgsteam erneut zusammengetan anlässlich der vier Sinfonien von Robert Schumann, die in einem etwas anderen Konzertsaal aufgeführt wurden. In einer ehemaligen Werfthalle in Bremen, am Pier 2, wurden dafür auch schicke Lounge-Sofas fürs Publikum bereitgestellt. Gar nicht kuschelig ging es dagegen bei Järvi & Co. zu. Mit elektrisierendem Schwung, spannungsvollem Druck, aber auch immer wieder feinnervig stürzte man sich in die romantischen Abenteuerwelten Schumanns, die heute immer noch leicht unterschätzt werden.
Um aber vollends in die Tiefen seiner Musik vorzudringen, muss man den dazugehörigen Konzertfilm von Christian Berger sehen. Zumal Berger die Gabe besitzt, sich auch in angehende Musikliebhaber hineinversetzen zu können. Und so erfährt man nicht nur alles Wissenswertes über Schumanns Biografie. Berger schafft es, dass Järvi und ausgewählte Orchestermusiker ihre Begeisterung für Schumann in entspannter Atmosphäre, mit oftmals einfachen Worten und dann wieder mit ungemein erhellenden Klangbeispielen zum Ausdruck bringen. Da erzählt eine Cellistin, dass sie an einer bestimmten Stelle in die Partitur ein großes Herz gemalt hat, um über diese Erinnerungsstütze die Musik aufblühen zu lassen. Dann wieder gibt der Solo-Pauker zu, dass er bei Schumann oftmals nicht anders kann als richtig zuzulangen – trotz der Bitte seiner Nachbarn, bitte nicht immer so laut zu spielen. Auch solche humorvollen Einblicke ins Orchestergetriebe machen die Produktion „Schumann At Pier 2“ zu einem Muss für alle, die Schumann kennenlernen wollen oder glauben, ihn zu kennen.