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Vaterlandslose Gesellen?

Nina Bednarz26. März 2004

Da sitzt er nun in der Ecke und schlägt wild um sich, unser Kanzler. In dieser Woche haben seine Lufthaken allerdings eine außergewöhnliche Qualität erreicht.

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Da holte Gerhard Schröder ganz weit aus und zielte auf die deutsche Wirtschaft. Der fehle es an Patriotismus, polterte der Kanzler. Grund seiner heftigen Erregung: Eine Äußerung von Ludwig Georg Braun, dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Der hatte deutsche Firmen ermuntert, ihre Produktion teilweise ins Ausland zu verlagern um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Eine Praxis übrigens, die schon längst gang und gebe ist.

Und Gerhard Schröder? Der weiß sich nicht anders zu helfen, als gegen Braun die Vaterlandsliebe als Keule einzusetzen. Leider nur verfehlt das unangenehme Schlaginstrument sein Ziel: Denn man kann Unternehmern viel vorwerfen, aber eben bestimmt nicht mangelnden Patriotismus in dieser Sache. Denn sie verlagern beispielsweise wegen der hohen Lohnnebenkosten zu Hause ihre Produktion ins Ausland, wo es billiger ist. Würden sie das nicht tun, könnten viele Betriebe dicht machen und das würde einfach noch weniger Arbeitsplätze im Inland bedeuten.

Und noch jemand machte in dieser Woche in Berlin von sich Reden: Der neue SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter. Er sprang dem Kanzler schnell zur Seite und nannte die Äußerungen des DIHK-Chefs vaterlandslos. Ausgerechnet der "rote Benni“, der 1977 aus der Partei flog weil er Aktionsbündnisse mit Kommunisten befürwortete, kramt nun aus der Mottenkiste Begrifflichkeiten aus dem alten Preußen. Einst sprach nämlich Reichskanzler Bismarck von "vaterlandslosen Gesellen" und meinte damit ausgerechnet die Sozialdemokraten. Knapp daneben ist eben auch vorbei.