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Vancouver ist bereit

Taufig Khalil12. Februar 2009

In einem Jahr beginnen im kanadischen Vancouver die Olympischen Winterspiele. Selten zuvor waren die Sportstätten so früh fertig, doch explodierende Budgets und abgesprungene Geldgeber sorgen für schlechte Laune.

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Die Skirspungschanzen von Whistler sind bereits ein Jahr vor Beginn der Olympischen Winterspiele fertig
Bereits fertig - Die olympischen SkisprungschanzenBild: VANOC/COVAN

"With glowing hearts“ - "Mit glühenden Herzen“, so will Vancouver am 12. Februar 2010 die so genannte "Jugend der Welt“ der Welt zu den 21. Olympischen Winterspielen vom 12. - 28. Februar begrüßen. Und die Chancen stehen tatsächlich gut, dass die Herzen der sportverrückten Kanadier den internationalen Sportlern zu fliegen werden. Bei Testwettkämpfen in den vergangenen Wochen stellten die Austragungsorte in Vancouver und Whistler Ihre Olympiatauglichkeit bereits unter Beweis.

Die Bob- und Rodelbahn von Whistler bei Nacht
Die Bob- und Rodelbahn von WhistlerBild: VANOC/COVAN

Erst am vergangenen Wochenende wurde die Bob-Bahn im zwei Stunden von Vancouver entfernten Whistler mit dem Skeleton und Bob-Weltcup offiziell eingeweiht. Ausverkaufte Rennen und eine Stimmung wie sonst nur bei Weltcups ins Deutschland sorgten für Olympische Vorfreude bei den Athleten. Vor allem die deutschen Zweierbobsieger Thomas Florschütz und Marc Kühne trauten Ihren Augen nicht, hatten Sie doch noch das Bauchaos aus Turin 2006 vor Augen. Dort waren die Wettkampfstätten noch eine Woche vor der Eröffnung im Dreck versunken.

Finanzkrise

Als Vancouver 2003 in Prag den Vorzug vor Pyeongchang und Salzburg bekam, war die Freude in Vancouver noch grenzenlos gewesen. Zigtausende hatten sich im Hallenstadion "BC Place“ versammelt und dort, wo die Eröffnungs- und Schlusszeremonie stattfinden werden, wurde gefeiert. Mit einem vernünftigen Finanzierungskonzept und dem Versprechen, wirklich "Grüne Spiele“ auszurichten, hatte die Metropole am Pazifik das IOC überzeugen können.

Die Maskottchen der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver: Miga, Quatchi und Sumi heißen die drei plüschigen Repräsentanten, die von der indianischen Mythologie inspiriert sind und jeweils ganz besondere Charaktere haben.
Trotz Finanzkrise fröhlich - die Maskottchen der SpieleBild: VANOC/COVAN

Heute allerdings, ein Jahr vor dem Tag Null, ist zumindest die Finanzierung ein großes Problem. Besonders dramatisch ist die Situation beim Bau des Olympischen Dorfes. Ständig steigende Kosten sorgten im vergangen September schließlich dazu, dass der New Yorker Private Equity Funds Fortress seine Zusage für weitere 190 Millionen Kanadische Dollar zurückzog. Hauptgrund ist aber die Krise auf dem Nordamerikanischen Immobilienmarkt und die stark gefallenen Preise. Fortress befürchtete, die 1100 Athletenwohnungen nach den Spielen nicht wie geplant verkaufen zu können.

Gesetzesänderung zur Rettung der Spiele

Die Stadt Vancouver, die sich verpflichtet hatte das Dorf bis Ende 2009 fertig zu stellen, sah sich ihrerseits nicht in der Lage die Kosten aus der eigenen Kasse zu tragen. Eigentlich ist die zweieinhalb Millionen Stadt mit einer Pro Kopf Verschuldung von mehr als 1500 Dollar pleite. Um das Dorf zu retten wurde nun also die Provinzregierung von British Columbia angepumpt, die der Stadt weitere 485 Millionen Dollar leihen sollte. Dazu musste eigens die Charta Vancouvers geändert werden, die für eine solch enorme Kreditaufnahme eine Volksabstimmung vorgesehen hätte. In einer 20-stündigen Sitzung wurden im Januar die Gesetze dann tatsächlich geändert und das Athletendorf gerettet.

Perfekte Austragungsorte

Das olympische Eisschnelllaufstadion von Vancouver
Das Eisschnelllaufstadion in VancouverBild: VANOC/COVAN

Abgesehen vom Finanzchaos dürften die 21. Olympischen Winterspiele allerdings ein tolles Spektakel werden. Mit einer Mischung aus altbewährten und nagelneuen Wettkampfstätten verspricht Vancouver 2010 spektakulären Sport und tolle Bilder.

Während für die Eisschnellläufer für 178 Millionen Dollar eine futuristische Eisbahn gebaut wurde, dürfen sich die Eishockeycracks in der bewährten Halle des NHL-Teams Vancouver Cannucks vor bis zu 18 000 Zuschauern prügeln. Dafür wurde sogar das Reglement geändert. Erstmals finden Olympische Spiele nun auf einer kleineren nordamerikanischen Eisfläche statt. Das könnte vor allem für die Kanadier ein Vorteil sein, für die der Gewinn der Eishockeygoldmedaille jedes finanzielle Minus ausgleichen würde.

Die Strecken für Biathlon und Skilanglauf in Whistler
Traumkulisse für Biathleten und SkilangläuferBild: VANOC/COVAN

Einzigartige TV-Bilder versprechen auch die Nordischen- und Biathlonwettkämpfe im Whistler Olympic Park. Die Strecken und Schanzen liegen im Callaghan Valley, mitten im Wald umgeben von gewaltigen Bergen. Auf Bewährtes hingegen greifen die Alpinen Sportler zurück, die Ihre Wettkämpfe in Whistler, dem größten Skigebiet Nordamerikas austragen. Hier finden schon seit Jahrzehnten Weltcups statt

Neuer Ärger droht

In wenigen Wochen will das Organisationskomitee (VANOC) die Kosten für Transport und Sicherheit bekannt geben. Und zumindest bei der Sicherheit gibt es erste Gerüchte, dass sich die Kosten von 175 Millionen Dollar auf über eine Milliarde Dollar mehr als verfünffacht haben sollen. Wie so was bei Olympischen Spielen immer wieder passieren kann, will keiner beantworten. Der Verdacht liegt nahe, dass bei den Bewerbungen hinsichtlich des Budgets erheblich geschwindelt wird.