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USA zwischen Bestürzung und Sorge

Daniel Scheschkewitz, Washington23. September 2004

Die USA sind kollektiv entsetzt über die Enthauptung zweier Amerikaner im Irak. In der politischen Bewertung der schrecklichen Taten ist man sich weniger einig.

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Trauer um einen toten Mitbürger: Jack HensleyBild: ap

Mit Eugene Armstrong und Jack Hensley sind am Montag und Dienstag (21./22.9.) gleich zwei amerikanische Zivilisten im Irak enthauptet worden. Die Reaktionen in Kreisen der Angehörigen reichen von Betroffenheit bis zur absoluten Fassungslosigkeit. Beide Männer waren im Wiederaufbau des Irak engagiert. Experten sehen in den neuerlichen Enthauptungen und den drastisch angestiegenen Übergriffen auf Amerikaner ein deutliches Indiz für eine strategische Eskalation des Widerstands.

Leid für Generationen

Ty Hensley wollte mit seinem Schmerz nicht alleine bleiben. Am Morgen, an dem die Nachricht von der Enthauptung seines Bruders zur traurigen Gewissheit wird, teilt er sich den Medien in den US-Frühstücksprogrammen mit. "Die Geschichte meines Bruders ist ein oder zwei Tage in den Schlagzeilen, aber unsere Familie wird noch Generationen daran leiden."

Jack Hensley, der zusammen mit dem ebenfalls enthaupteten Eugene Armstrong und einer britischen Geisel letzte Woche entführt worden war, hinterlässt eine dreizehnjährige Tochter mit Namen Sara. Seine Frau hatte noch Anfang der Woche an die Entführer ihres Mannes appelliert. "Es meiner Tochter zu erklären, war ein sehr schwieriger Moment für mich" sagte Patti Hensley.

Hensley, der am Mittwoch 49 Jahre alt geworden wäre, war in den Irak gegangen, um in Wiederaufbauprojekten Geld zur Abbezahlung der Familien-Schulden zu verdienen. "Er hat ein Museumsgebäude wieder mit aufgebaut und bei der Instandsetzung von Wasserleitungen geholfen", sagt sein Bruder. "Er hatte einen guten Draht zu den Irakern. Er hat viel Mühe darauf verwandt, sich ihr Vertrauen zu erarbeiten, und ich denke, dass gab ihm auch das Gefühl sicher zu sein."

Verzweiflungstat oder planvolle Eskalation?

Vertreter der Bush-Regierung verurteilten die Morde und sprachen von Verzweifelungstaten der Demokratie-Gegner. Irakexperten sehen es anders. "Der Aufstand im Irak wird täglich breiter, stärker und in der Wahl seiner Mittel immer berechnender", meint Fawaz Gerges vom Institut für Nahoststudien am Sarah Lawrence College in New York. "Im August verzeichnete man 2700 Angriffe auf US-Soldaten, im März waren es noch 700. Die Enthauptungen, die Geiselnahmen von Ausländern - mehr als 300 Iraker sind allein in den letzten Tagen getötet worden. Ich fürchte es handelt sich um eine Eskalation von strategischem und alarmierendem Ausmaß."