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USA weiterhin uneins über Truppenabzug aus dem Irak

30. November 2005

Die irakische Regierung hält den Abzug von bis zu 30.000 US-Soldaten Anfang 2006 für möglich. US-Präsident Bush ist strikt dagegen, findet aber immer weniger Männer, die bereit sind, im Irak zu dienen.

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US-Soldat in der irakischen Stadt Tal AfarBild: AP

Derzeit sind zwischen 155.000 und 160.000 US-Soldaten im Irak stationiert, so die Zahlen des Pentagons. Nach den Parlamentswahlen am 15. Dezember soll dieses Kontingent wahrscheinlich auf eine Basis-Stärke von 138.000 reduziert werden. Im US-Kongress ist ein Streit entbrannt, in welchem Zeitrahmen wie viele Soldaten in die Heimat zurückkehren sollen und ob dafür ein Zeitplan aufgestellt werden soll.

Die irakische Führung sei nicht an der Aufstellung eines genauen Zeitplans für den Rückzug interessiert, hat der nationale Sicherheitsberater des Iraks, Muwafak al-Rubaie, bereits wissen lassen. Er rechne jedoch mit dem Abzug von mehr als 50.000 US-Soldaten aus seinem Land. Die Zahl der US-Truppen werde zu Beginn des Jahres 2007 unter 100.000 liegen, erklärte Rubaie dem US-Nachrichtensender CNN. Deren Aufgaben könnten bis dahin von irakischen Sicherheitskräften übernommen werden, sagte er. Ein Abzug aller US-Soldaten sei aber nicht vor Ende 2007 denkbar.

USA uneins

Die USA hatten ihrerseits in jüngster Zeit immer wieder von Plänen zur Reduzierung ihrer Truppen im Irak gesprochen. Medienberichten zufolge plant das Land, Anfang 2006 drei von 18 Kampfbrigaden und damit bis zu 15.000 Streitkräfte abzuziehen. Präsident George W. Bush hat erneut einem raschen Abzug eine Absage erteilt. Die Truppenstärke könne erst dann deutlich reduziert werden, wenn die irakischen Sicherheitskräfte die Sicherung des Landes übernehmen könnten.

Ein sofortiger Rückzug der US-Armee aus dem Zweistromland wäre "ein schrecklicher Fehler", sagte Bush am Dienstag (29.11.). "Ich weiß, dass einige in Washington sagen: 'Verlasst den Irak sofort!' Sie haben Unrecht", betonte der Präsident. Die USA würden stattdessen weiter fest an der Seite der Iraker stehen. Die endgültige Entscheidung über den Abzug liege bei den Armeekommandeuren.

Rekrutierungsprobleme

Die Regierung von US-Präsident George W. Bush steht unter starkem innenpolitischen Druck wegen des Irak-Einsatzes, bei dem inzwischen mehr als 2000 US-Soldaten getötet wurden. Die US-Streitkräfte haben Schwierigkeiten, junge Leute als Soldaten zu rekrutieren. Benötigt werden jährlich rund 80.000 Soldaten für den Irak und in Afghanistan. Inzwischen wird massiv versucht, ehemalige Soldaten zu einer Rückkehr in Heer und Marine zu bewegen.

Ein Militärsprecher bestätigte am Dienstag einen Bericht der Zeitung "Army Times", wonach frühere Soldaten bei einer Rückkehr zu den Streitkräften künftig die Grundausbildung nicht wiederholen müssen. Dies war bislang erforderlich, wenn Ex-Soldaten ihren Beruf wieder aufnehmen wollten. Wenn ihre Entlassung aus den Streitkräften nicht mehr als vier Jahre zurückliegt, sollen Rückkehrer außerdem automatisch ihren letzten Dienstgrad erhalten. Ein entsprechendes Angebot sei in diesem Monat an 78.000 Soldaten verschickt worden, die die Streitkräfte vor weniger als fünf Jahren verlassen hätten, sagte Militärsprecher Bryan Hilferty.

50:50-Chance

Ein US-Senator im einflussreichen "Ausschuss für Außenbeziehungen" hält Erfolg und Niederlage im Irak für gleichermaßen wahrscheinlich. Der Krieg sei zwar nicht verloren, sagte der Demokrat Joe Biden aus Delaware dem Sender NBC, aber, so fügte er hinzu, "ich glaube, wir haben ein Zeitfenster von sechs Monaten, um die Sache richtig hinzubekommen. Die Chancen stehen nicht sehr viel besser als 50:50." (arn)