1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

USA verklagen Deutsche Bank

3. Mai 2011

Wegen zweifelhafter Geschäfte auf dem US-Immobilienmarkt hat die Regierung in Washington Klage gegen die Deutsche Bank eingereicht. Die Rede ist von "rücksichtslosen Praktiken bei der Vergabe von Hypothekenkrediten".

https://p.dw.com/p/118Pf
Die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt spiegeln sich im Eingangsbereich des Geldhauses (Foto: AP)
Die Deutsche Bank im Visier der US-RegierungBild: picture alliance

Die Deutsche Bank sieht sich wegen ihrer US-Immobilientochter MortgageIT mit einer Millionenklage konfrontiert, die von der US-Regierung am Dienstag (03.05.2011) beim Bezirksgericht in Manhattan eingereicht wurde. Es geht bei dieser Zivilklage um Garantien, die der amerikanische Staat für Hypotheken übernommen hat, die von der Bank und ihrer Tochterfirma zwischen 1999 und 2009 an Hauskäufer in den USA vergeben worden waren. Die US-Regierung wirft der Deutschen Bank vor, sie und ihre US-Tochter hätten "wiederholt gelogen", um in ein Regierungsprogramm aufgenommen zu werden, das Hypotheken versichert. Anschließend hätten sie Immobilienkredite vergeben, ohne darauf zu achten, ob die Kreditnehmer ihre Schulden überhaupt zurückzahlen könnten.

Deutsche Bank weist Vorwürfe zurück

Die Staatsanwälte sprechen von "rücksichtslosen Praktiken bei der Vergabe von Hypothekenkrediten". Das deutsche Bankhaus wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Es will sich mit aller Macht gegen die Betrugsklage wehren. "Nach unserer Einschätzung entbehrt die Klage gegen MortgageIT und die Deutsche Bank jeder Grundlage", sagte ein Sprecher am Dienstag in Frankfurt. "Wir werden uns mit allen rechtlichen Mitteln dagegen zur Wehr setzen." Die Aktie der Deutschen Bank geriet nach Bekanntwerden der Klage deutlich unter Druck und lag zuletzt mit mehr als drei Prozent im Minus.

Konkret sollen Bank-Mitarbeiter die Angaben zu Krediten für Eigenheim-Besitzer geschönt haben, damit der Staat die Finanzierungen absichert. Als dann in der Krise zahlreiche Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, musste der Staat einspringen. Der Schaden wird von der Staatsanwaltschaft mit mehreren hundert Millionen Dollar beziffert. Dieses Geld verlangt die US-Regierung nun von der Deutschen Bank zurück, zuzüglich einer Strafzahlung.

Schriftzug der Deutschen Bank an den Türmen des Hauptsitzes in Frankfurt am Main (Foto: dpa)
Hatte nicht viel Freude an ihrer US-Immobilientochter MortgageIT: die Deutsche BankBild: picture alliance/dpa

Die Deutsche Bank hatte die auf die Vergabe, den Ankauf und die Verbriefung von Wohnimmobilienkrediten spezialisierte Firma MortgageIT im Jahr 2007 übernommen, nur wenige Monate, bevor der Markt für Ramschkredite zusammenbrach und den gesamten US-Immobilienmarkt mitriss. MortgageIT ging praktisch unter. Das Tochterunternehmen wird im Geschäftsbericht der Deutschen Bank zwar noch aufgeführt, hat seine Tätigkeit jedoch 2008 eingestellt, wie es hieß.

Mitschuld an der Krise?

Die lasche Vergabepraxis bei Hypothekenkrediten an Privatleute wird mit als Ursache der Finanz- und Wirtschaftskrise gesehen. Sie hatte zu einer Blase auf dem US-Immobilienmarkt geführt, die im Herbst 2008 platzte und dann weltweit die Finanzmärkte ins Trudeln brachte.

Ein Ausschuss des US-Senats, der mit der Aufarbeitung der Krise betraut ist, hatte der Deutschen Bank Mitte April bereits eine Mitschuld vorgeworfen, weil das Geldhaus mit Hauptsitz in Frankfurt am Main wissentlich Wertpapiere verkauft habe, die auf faulen Krediten beruht hätten. Der reihenweise Ausfall solcher Papiere hatte das Bankensystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Ulrike Quast