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Schwerer Verdacht gegen Israel

21. Mai 2014

Ein Video bringt die israelische Armee in massive Bedrängnis: Es zeigt angeblich die Hinrichtung zweier palästinensischer Jugendlicher durch Grenzposten. Auch die USA und die UN verlangen Aufklärung. Israel weigert sich.

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Israelischer Grenzposten Rafah (foto: AP)
Bild: AP

Die Videobilder, die möglicherweise die willkürliche Erschießung zweier palästinensischer Jugendlicher durch die israelische Armee zeigen, haben international für helle Aufregung gesorgt und die Regierung Israels an den Pranger gebracht. Die beiden jungen Leute seien offensichtlich getötet worden, obwohl sie nach den vorliegenden Informationen unbewaffnet waren und keinerlei direkte Bedrohung darstellten, beklagte für die Vereinten Nationen der Vize-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco. Israels Außenminister Avigdor Lieberman wies nun Forderungen nach einer internationalen Untersuchung verhement zurück. UN und auch die USA fordern nach wie vor Aufklärung.

"Solch ein Zwischenfall wird hier auch ohne jede Aufforderung untersucht", sagte Lieberman bei einem Besuch der Siedlung Ariel im besetzten Westjordanland. Das sei ohnehin "Teil des Moralcodes" der israelischen Armee. Lieberman bezeichnete Kritik aus dem Ausland als "Heuchelei".

Kampfhandlungen?

Das von einer privaten Überwachungskamera aufgenommene Video war am Dienstag von der Hilfsorganisation "Defence For Children International" veröffentlicht worden. Es zeigt zwei Passanten, die im Abstand von einer Stunde an der gleichen Straßenstelle nahe Ramallah plötzlich zusammenbrechen. Umstehende eilen hinzu und versuchen zu helfen. In der Nähe hatten sich Zusammenstöße von steinewerfenden Demonstranten mit israelischen Grenzpolizisten ereignet, von denen aber auf dem Filmmaterial nichts zu sehen ist.

Die Palästinenserführung warf der israelischen Armee unter Verweis auf die Aufnahmen "willkürliche Hinrichtungen" vor. Ein Armeesprecher erklärte, das "Videomaterial wurde bearbeitet und spiegelt nicht wieder, was an dem Tag wirklich an Gewalt passiert ist". Interne Ermittlungen hätten bisher keinen Hinweis auf den Einsatz von scharfer Munition durch Soldaten oder Polizisten ergeben. Ärzte, die den Tod der nach palästinensischen Angaben 16 und 17 Jahre alten Opfer festgestellt hatten, berichteten, die Verletzungen könnten nicht von Gummigeschossen, sondern nur von Gewehrkugeln stammen.

USA und EU verlangen rasche Untersuchung

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums betonte, es müsse sofort und nachvollziehbar geklärt werden, ob die Schüsse verhältnismäßig gewesen seien. Auch die diplomatischen Vertretungen der EU in den Palästinensergebieten schlossen sich am Mittwoch der Forderung nach einer eingehenden Untersuchung an.

Vor diesem Hintergrund veröffentlichte das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge am Mittwoch Statistiken, nach denen die Zahl der von den israelischen Sicherheitskräften getöteten und verletzten palästinensischen Flüchtlinge in den besetzten Gebieten zuletzt stark angestiegen ist. Nachdem diese Zwischenfälle schon 2013 deutlich zugenommen hätten, seien in diesem Jahr bereits 43 Flüchtlinge bei Protesten durch scharfe Munition verletzt oder getötet worden, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres zehn waren.

SC/cw (afp, APE)