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Autonomer und aggressiver

1. Mai 2014

Befehle der Al-Kaida-Führung haben die Mitglieder bislang stets ausgeführt. Doch das Terror-Netzwerk zerfällt in immer kleinere Gruppen, die unabhängige Entscheidungen treffen. Die USA sind alarmiert.

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Al-Kaida-Terroristen im Jemen (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die derzeitige Führung hat große Probleme, die Disziplin innerhalb des Netzwerks aufrechtzuerhalten und die Richtlinien an die Gruppen zu kommunizieren", erklärte die US-Koordinatorin der Terrorismusbekämpfung, Tina Kaidanow, bei der Präsentation des aktuellen Jahresberichts zum globalen Terrorismus. Die Untergruppen folgten zwar der allgemeinen Ideologie der Organisation, seien aber stärker von lokalen Entwicklungen beeinflusst. Das gelte besonders für die Al-Kaida-Angehörige im Jemen, in Syrien, Irak, Nordwest-Afrika und Somalia.

Dass der Westen wichtige Führungsmitglieder in Afghanistan und Pakistan ausgeschaltet habe, sei nur ein Grund dafür, heißt es in dem US-Bericht. Den Trend zur Autonomie verstärken demnach auch schwache Regierungen in politisch instabilen Regionen wie Afrika und dem Nahen Osten. Die Untergruppen nutzen dies aus und seien "zunehmend aggressiv und autonom".

Konflikt in Syrien als Sprungbrett für Terroristen

Vor allem der Bürgerkrieg in Syrien sei ein Nährboden für Terrorgruppen. Das Chaos im Land ziehe Islamisten aus aller Welt an, die finanzielle Unterstützung von sunnitischen Verbindungen aus den Golfstaaten erhielten. Auch die im Libanon ansässige Hisbollah, die vom Iran unterstützt wird, helfe schiitischen Milizen in Syrien. Der Iran sei darüberhinaus einer der größten staatlichen Unterstützer von Terrorismus, so das US-Außenamt in seinem Bericht. Auch Kuba und der Sudan stehen weit oben auf der Sponsorenliste des Terrors.

Mit schrumpfendem Einfluss der Al-Kaida-Führungsriege und die wachsender Dezentralisierung müssten sich die Al-Kaida-Splittergruppen auch neue Geldquellen erschließen. Als besonders lukrativ hätten sich in den vergangenen Jahren Entführungen herausgestellt, sagte Kaidanow. Statt einzelner großer Attacken gebe es eine Vielzahl kleinerer Terrorangriffe, was eine Weiterentwicklung darstelle.

Der US-Terrorismusbericht warnt dabei ausdrücklich vor der Gefahr islamistischer Kämpfer, die aus Syrien in ihre Heimatländer zurückkehren. Viele Regierungen seien "zunehmend besorgt", dass "gewalttätige Extremisten mit Kampferfahrung" Terroranschläge verüben könnten. Wie nach dem Kampf der Mudschaheddin gegen die sowjetischen Besatzer im Afghanistan der 1980er-Jahre könnte durch den Syrien-Konflikt eine "neue Generation global ausgerichteter Terroristen" entstehen. Auch so sogenannte "einsame Wölfe", die unabhängig jeglicher Organisation Anschläge verübten, stellen demnach eine Bedrohung dar. Ein Beispiel sei der Bombenanschlag beim Marathon in der US-Stadt Boston im vergangenen Jahr.

Al Kaida: Jahrzehnt des Terrors

Neue Terrorzentren in Afrika

In einigen afrikanischen Ländern sind die Attacken durch Islamisten besondern angestiegen. Dazu gehören vor allem Somalia und Nigeria. Die somalischen Al-Shabaab-Milizen versuchten die ohnehin fragile politische Lage durch ihre Angriffe weiter zu destabilisieren, heißt es in dem Bericht. Und in Nigeria sorgt die islamistische Sekte Boko Haram für brutale Angriffe und Entführungen. Nur durch verstärkte militärische und sicherheitspolitische Anstrengungen könne diesen Gefahren begegnet werden, sagte Anti-Terror-Koordinatorin Kaidanow. Als positives Beispiel benennt der Bericht den Kampf gegen Islamisten in Mali, wo mit Hilfe französischer und pan-afrikanischer Truppen die Terroristen zurückgedrängt worden sind.

Auch im Jemen, auf den Philippinen, im Irak, im Libanon, in Kolumbien und Venezuela hätten sich demnach neue kleine Zentralen der Terroristen entwickelt.

nis/SC (afp, dpa)