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USA drohen Iraks Nachbarn

Daniel Scheschkewitz, Washington3. April 2003

Seit Wochen schon kritisiert die US-Regierung die Position Syriens und des Iran gegenüber dem Regime in Bagdad. Es gibt in den USA zunehmende Befürchtungen, dass die regionale Stabilität im Nahen Osten bedroht ist.

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Syrien im US-Visier?Bild: AP

Nach Informationen aus US-Regierungskreisen weiß man seit sechs Wochen von der Präsenz iranisch kontrollierter Badr-Brigaden im Nordirak, die sich für Machtkämpfe im Anschluss an den Fall des Regimes von Saddam Hussein gerüstet haben sollen. Die Brigaden setzen sich aus Exilirakern schiitischer Herkunft zusammen, die gegen Saddam Hussein eingestellt sind.

Im Falle Syriens glaubt man über Beweise zu verfügen, dass Damaskus das irakische Regime auch nach Kriegsausbruch noch direkt mit Kriegsgerät, vor allem Nachtsichtgeräten, unterstützt haben soll. Beide Einmischungsversuche hatten in den vergangenen Tagen zu unverhohlenen Drohungen der Bushregierung geführt. Syrien muss sich entscheiden, ob es weiterhin Terrorgruppen und das sterbende Regime von Saddam Hussein unterstützen will, sagte etwa Außenminister Colin Powell vor einer pro-israelischen Lobbyistengruppe in Washington.

Aktive Unterstützung terroristischer Gruppierungen

Die syrische Regierung hat sich seitdem öffentlich hinter das irakische Volk gestellt und die amerikanischen Drohungen zurückgewiesen. Für Muhaf Janejati vom Middle East Institute in Washington eine nachvollziehbare Reaktion: "Wenn Herr Powell ein Forum wie die israelisch-amerikanische Gesellschaft für seine sehr scharfen Äußerungen wählt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass dies eine positive Auswirkung auf die Beziehungen zu Damaskus haben kann."

Syrien hatte im November 2002 die Irakresolution 1441 im UN-Sicherheitsrat zunächst mitgetragen, sich dann aber vehement gegen eine US-geführte Invasion ausgesprochen. In Washington zählt man die Regierung in Damaskus zu jenen Ländern, die aktiv terroristische Gruppierungen in der Region unterstützt, darunter die Hisbollah im Libanon.

Voreilige Hoffnung auf Domino-Effekt

Im Falle des Iran, zu dem die USA anders als zu Syrien keinerlei diplomatische Beziehungen unterhalten, hoffte man im Vorfeld des Krieges auf strikte Neutralität. Der Iran war in den 1980er Jahren in einen Krieg mit dem Irak verwickelt. Und die Regierung in Teheran gilt als erbitterte Gegnerin Saddam Husseins. Die US-Regierung befürchtet jedoch, dass sich der Iran, der von Präsident Bush zur "Achse des Bösen" gezählt wird, zugunsten der schiitischen Bevölkerung im Irak auch militärisch in den Konflikt einmischen könnte.

Das würde den Aufbau einer amerikafreundlichen, demokratischen Regierung im Irak für die Vereinigten Staaten zusätzlich komplizieren, meint Geoffrey Kemp, Nahostexperte am Nixon-Center in Washington: "Vor dem Krieg hatten wir vielleicht etwas voreilig Optimismus verbreitet, dass dies einen Domino-Effekt auf die autokratischen Regierungen im Nahen Osten haben werde und hoffentlich auch auf den Iran." Dennoch meint Kemp, dass sowohl Damaskus als auch Teheran keine andere Wahl hätten als sich mit einer starken US-Präsenz an ihren Grenzen abzufinden.