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USA gehen von Tod Mullah Omars aus

29. Juli 2015

Seit 2001 ist der Chef der afghanischen Taliban, Mullah Omar, nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Die Regierung in Kabul hat den Extremisten jetzt für tot erklärt. Die USA halten dies für glaubwürdig.

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Mullah Omar (erhöht stehend) mit Taliban-Kämpfern (Foto: AFP/Getty Images)
Mullah Omar (erhöht stehend) mit Taliban-KämpfernBild: Getty Images/AFP/BBC NEWS

"Uns sind die Berichte über den Tod von Mullah Omar bekannt, und ohne die Einzelheiten dieser Berichte zu kommentieren glauben wir, dass diese Berichte über seinen Tod glaubwürdig sind", sagte der stellvertretende Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Eric Schultz, in Washington. Die US-Geheimdienste würden den Informationen derzeit nachgehen. Warum die Geheimdienste offenbar nicht von dem Tod des Anführers der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan wussten, erläuterte Schultz nicht.

Angeblich 2013 in Pakistan gestorben

Zuvor hatte die Regierung in Kabul Mullah Mohammed Omar für tot erklärt. Er sei bereits im April 2013 in Pakistan gestorben, hieß es in einer Mitteilung auf der Internetseite des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani. Omar sei in einer Klinik in Karachi gestorben. Die Regierung berief sich auf "glaubhafte Informationen", ohne diese allerdings näher zu erläutern.

Die Taliban schweigen

Unter Berufung auf einen hochrangigen Taliban-Vertreter berichtete die pakistanische Zeitung "Express Tribune", Omar sei vor zwei Jahren an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung gestorben. Die Taliban äußerten sich bislang nicht zu den Berichten über den Tod ihres Anführers.

Die Nachricht vom Ableben des Extremisten könnte die bereits vor einigen Wochen begonnenen Friedensgespräche zwischen den Taliban und Kabul beeinflussen. Ein zweites Gespräch ist für die kommenden Tage vorgesehen.

Neue Friedensgespräche

Die afghanische Regierung teilte mit, sie gehe davon aus, dass die Voraussetzungen für Friedensverhandlungen nun günstiger seien. Sie rief alle bewaffneten Oppositionsgruppen auf, die Gelegenheit zu nutzen, um sich am Friedensprozess zu beteiligen.

Taliban-Chef Mullah Omar (Foto: getty Images)
Taliban-Chef Mullah OmarBild: Getty Images

Der nach unterschiedlichen Angaben 1959 oder 1960 geborene Omar stand von 1996 bis 2001 an der Spitze der Taliban-Regierung. Er gewährte dem Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida, Osama bin Laden, Unterschlupf in Afghanistan. Nach den Terroranschlägen vom 11.Septemder 20001 stürzte eine von den USA angeführte Militärallianz das Taliban-Regime. Omar tauchte ab und wurde seit Ende 2001 nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Die USA setzten damals ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Dollar auf ihn aus.

Letzte Mitteilung von Mitte Juli

Allerdings tauchten immer wieder Botschaften auf, die Omar zugeschrieben wurden - auch nach 2013. Zuletzt wurde Mitte Juli eine dem Talibanchef zugeschriebene schriftliche Erklärung zum Fastenbrechen am Ende des Ramadan verbreitet.

Da es in den vergangenen Monaten jedoch keine Audio- und Videobotschaften mehr gab, verdichteten sich allmählich die Gerüchte, Omar könne schon längst nicht mehr am Leben sein. Das Schweigen Omars hatte auch zur Folge, dass ein Teil der Taliban-Kämpfer zu der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) übergelaufen ist.

Experten gehen davon aus, dass es nun bei den Taliban zu Machtkämpfen kommen könnte. Wenn Omar bereits seit 2013 tot sei, bedeute dies, dass die in seinem Namen veröffentlichten Botschaften der vergangenen zwei Jahre "Lügen und Irreführungen" waren, sagte Waheed Mushda, der während der Taliban-Regierung im Außenministerium tätig war. Beobachtern zufolge werden zwei mögliche Nachfolger Omars gehandelt - sein Stellvertreter Mullah Mansur und sein Sohn Mohammed Jakub.

wl/stu (dpa, afpd, rtr)